# Führt die Energiewende zu höheren Strompreisen, die Ärmere stärker belasten als Reiche?
# Gehen durch die Energiewende Arbeitsplätze verloren?
# Zerstört die Verkehrswende die Automobil-Industrie in Deutschland?
Daher erscheint es gerechtfertigt, nicht nur Deutschland isoliert, sondern vielmehr auch den Einfluss Deutschlands auf die EU (mit immerhin 9% Anteil am CO2-Ausstoß) bei der Frage miteinzuschließen, inwieweit Deutschland wirklich etwas am Weltklima ändern könne. Wie aus den oben aufgeführten Punkten ersichtlich, hat Deutschland de facto einen gewissen Einfluss.
Ein klares Handeln seitens Deutschland zur Reduktion von Treibhausgasen hätte natürlich verschiedene Auswirkungen (z.B. auf bestimmte Branchen, siehe nachfolgende Fragen) und würde gewisse Kosten mit sich bringen. Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat bereits 2005 errechnet, dass verstärkter Klimaschutz Deutschland in 2050 ca. 5,7 Milliarden $, in 2100 ca. 40 Milliarden $ kosten würde. Zugleich würden (ebenfalls laut DIW) aber auch Klimaschäden vermieden werden, die deutlich höher sind: Klimaschäden ohne verstärkten Klimaschutz für 2050: 33 Milliarden $, für 2100: 160 Milliarden $<ref name=DIW2005>[https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.43002.de/05-12-1.pdf Weltweiter Klimaschutz – Sofortiges Handeln spart hohe Kosten, S. 1 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., 2005] abgerufen am 19. April 2020.</ref>. Mehr Klimaschutz ist also bereits mittelfristig eine lohnenswerte Investition für Deutschland. <ref name="DIW2005" />.
Auch global betrachtet lohnt sich mehr Klimaschutz: laut DIW würden - bei einer gemeinsamen, globalen Klimaschutzstrategie- in 2100 Klimaschäden in Höhe bis zu 12 Bill. US-Dollar vermieden werden.
* Durch politische Steuerung wird es netto keine Arbeitsverluste geben, da zum einen neue Arbeitsplätze entstehen und zum anderen langfristig die Strompreise sinken. Wie oben bei Frage 4 geschildert, sollten und können durch politische Maßnahmen wie Förderung bestimmter Regionen mit aktuell viele Arbeitsplätze in der Kohleindustrie, Umschulungen, Programme wie Altersteilzeit etc. die Belange der Beschäftigten in betroffenen Industrie berücksichtigen werden.
* Falls tatsächlich bereits mittelfristig Strom aus erneuerbaren Energien günstiger sein sollte als Kohlekraftwerke und sollte es stimmen, dass der Aufbau von Kohlekraftwerke im Vergleich zum Aufbau von Photovoltaik-Anlagen & Windrädern weniger rentabel ist, wäre es für Deutschland international gesehen von Nachteil, die Energiewende (weiter) zu verschleppen. Andere Länder, die die Energiewende vorantreiben, hätten dann nämlich wegen der geringeren Stromkosten einen Preisvorteil.
==='''Antwort auf Frage 7: ''"Zerstört die Verkehrswende die Automobil-Industrie in Deutschland?"'''''===
==== '''Faktenlage'''====
* Stand 2019 erwirtschaftet die deutsche Automobilindustrie 426 Milliarden Euro Umsatz.
* Zudem sind mehr als 830.000 Beschäftigte direkt bei den Herstellern und den Zulieferern beschäftigt.
Somit ist die Automobilindustrie definitiv gewichtig für die deutsche Wirtschaft, allerdings weniger als der Verband der Automobilindustrie (VDA) lange Zeit behauptet hat (der VDA hatte lange Zeit behauptet, jeder 7. Job in Deutschland würde an der Autoindustrie hängen, rechnet hierzu aber auch Taxifahrer und Beschäftigte im Straßenbau mit ein)<ref name=FESS.41>[https://www.fes.de/studie-klimaschutz-debatte Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.41-44] abgerufen am 21. April 2020.</ref>.
* Laut einer Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fallen bis 2035 etwa 114.000 Arbeitsplätzen in der Autoindustrie weg, somit also jede 8. Stelle in der Branche. Gleichzeitig würden etwa 16.000 neue Stellen entstehen (im Zusammenhang mit der Elektrifizierung von Autos)<ref>[PDF auf der Seite des IAB: https://www.iab.de/185/section.aspx/Publikation/k181130301 Elektromobilität 2035 - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit] abgerufen am 21. April 2020.</ref>.
* Da die chinesische Regierung massiv auf die Entwicklung von „E-Autos“ setzt und zugleich China der drittgrößte Absatzmarkt für deutsche Autos ist, würde ein Vernachlässigen der E-Auto-Entwicklung wohl nur kurzfristig Arbeitsplätze sichern. Mittel- und langfristig würden diese aber ohnehin wegfallen. Somit ist die Förderung der Elektromobilität eher eine Chance für die deutsche Autoindustrie als ein Risiko<ref name="FESS.41" />.
* Zudem sehen u.a. Studien von Beratungshäuser wie PWC große Gewinnpotenziale für die deutsche Automobilindustrie, z.B. in dem Ausbau von Carsharing-Diensten, Mobilitätsdienstleistungen ähnlich wie Uber und auch bei der Entwicklung von Batterien für E-Autos<ref>[https://www.pwc.de/en/automobilindustrie/pwc-study-autofacts-transformation-of-value-chain.pdf PwC Autofacts -The turning of the tide – impacts of the automotive transformation on the value chain - PwC-Studie S. 8, 2018] abgerufen am 21. April 2020.</ref>.
* Eine Verkehrswende führt wahrscheinlich auch zu neuen Jobs im öffentlichen Nahverkehr oder bei Mobilitätsdienstleistungen, die regional gebunden und nicht verlegbar sind<ref name="FESS.41" />.
==== '''Fazit'''====
* Die Verkehrswende ist kein Risiko, sondern eine Chance für die Autoindustrie, in Technologien zu investieren, die sonst allein oder größtenteils von der internationalen Konkurrenz (allen voran China) dominiert werden.
* Ohne die Verkehrswende gehen vermutlich Arbeitsplätze verloren ohne dass neue entstehen, mit der Verkehrswende dagegen gehen netto nicht Arbeitsplätze verloren, sondern es entstehen auch noch zahlreiche neue.
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