Fotokoordination

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Fotokoordination

Fotos sind wichtig, um einem Protest auch im Nachhinein potenziell noch viel Reichweite zu geben – sei es in der Presse, auf unseren Social-Media-Kanälen oder durch Einzelpersonen ("Guck mal, wo ich war!"). Dabei gibt es ein paar Fotokategorien, die nach keiner Demo fehlen sollten:

  • Frontbanner
  • Menschenmassen
  • Redner*innen und Künstler*innen
  • Schilder/Plakate
  • Helfer*innen und Orga

Besonders Bilder der Frontbanner und solche, die einen Eindruck über die Größe der Menschenmasse geben, sollten schnell für Presse und Social Media verfügbar sein. Abgesehen davon gilt: Alle Fotokategorien sind wichtig! Wir sind die größte soziale Bewegung der Geschichte und wir wollen uns nicht allein auf Pressefotograf*innen verlassen, um unsere Bewegung zu dokumentieren! ;)

Dieser Artikel zählt zum Skill-Sharing.

Demoblöcke

Wenn die Demo in thematische Blöcke eingeteilt ist, ggf. mit eigenen Frontbannern, sollte es in der Regel auch von jedem Block Fotos geben. Je größer die Demo, umso schwieriger wird es, alle Blöcke gerecht fotografisch abzudecken. Deshalb:

  • Schritt 1: Kontaktiert die Bündnispartner*innen und fragt, ob sie eigene Fotograf*innen haben bzw. organisieren können oder ob sie Unterstützung brauchen. Gebt externen Fotograf*innen Zugriff auf die Cloud, damit im Anschluss alle die Bilder nutzen können!
  • Schritt 2: Wenn Frontbanner und Bühnenprogramm abgedeckt sind, legt im Vorhinein fest, wer welchen Block möglichst während der gesamten Demo begleitet. Alternativ können mehrere Fotograf*innen jeweils den gesamten Demozug von vorne nach hinten durchlaufen, optimalerweise gestaffelt an unterschiedlichen Einstiegsorten und bis zu diesen Einstiegsorten die Frontbanner begleitend.
  • Falls Blöcke begleitet werden, idealerweise pro Fotograf*in nur ein oder zwei benachbarte Blöcke! Umso wichtiger, je größer die Demo ist.
  • Achtet darauf, dass die Fotograf*innen, die einem Block zugewiesen sind, zu wichtigen Zeitpunkten nicht andernorts gebraucht werden, z.B. an der Bühne. Wenn es eine Laufdemo gibt, sollte der Block bestenfalls nicht nur im Stand fotografiert werden.

Speicherkarten und Backoffice

Damit während der Demo schon Fotos für Presse und Social Media zur Verfügung stehen, hat sich auf Großdemos ein Backoffice bewährt. Die Aufgabe von Runner*innen ist es, Speicherkarten von Fotograf*innen an vorher abgesprochenen Orten einzusammeln und z.B. mit dem Fahrrad schnell ins Backoffice zu bringen. Dabei ist Folgendes zu beachten:

  • Die Sammelpunkte sollten gut überlegt sein. Bewährt haben sich Fotopodeste- oder Leitern an bekannten Stellen auf der Demoroute oder die Bühne.
  • Westen helfen, um einander zu erkennen.
  • Funkgeräte helfen Runner*innen, den Fortschritt des Demozugs im Blick zu haben. Umgekehrt können sich im Notfall Fotograf*innen nach dem Standort der Runner*innen erkundigen, indem sie z.B. Ordner*innen mit Funkgeräten ansprechen.
  • Fotograf*innen brauchen ihre Speicherkarten möglichst zum Ende der Demo zurück. Dafür ist es wichtig, einen Abholort festzulegen, zum Beispiel bei der Materialausgabe an der Bühne.
  • Speicherkarten sollten mit den Namen der Fotograf*innen beschriftet sein.
  • Das Backoffice sollte darüber informiert sein, wie und ob die Fotograf*innen jeweils namentlich genannt oder verlinkt werden möchten.

Auf kleineren Demos, bei denen es kein Backoffice gibt, können vorläufige Fotos von der Kamera aufs Smartphone übertragen und an das Social-Media- oder Presseteam geschickt oder in die Cloud hochgeladen werden. Falls das nicht möglich ist: Erste Bilder möglichst zeitnah nach der Demo bereitstellen!

Checkliste

  • Bühnenprogramm abgedeckt?
  • Frontbanner abgedeckt?
  • Blöcke abgedeckt?
  • Wissen die Fotograf*innen, wo sie wann sein müssen?
  • Wissen die Fotograf*innen, wo sie ihre Fotos hochladen können (+ Dateinamen- und Ordnerkonventionen)?
  • Wissen Fotograf*innen und Runner*innen, wo sie einander finden?
  • Haben die Fotograf*innen, die wichtige Fotospots abdecken, ausreichend Speicherkarten, um sie während der Demo ins Backoffice zu geben?
  • Weiß das Social-Media-Team, wo es die Bilder finden kann?
  • Steht ein Konzept zur schnellen Auswahl und zum schnellen Upload von Fotos für Presse und erste SoMe-Posts?
  • Bühnenfotograf*innen: Backstage-Zugang organisiert?
  • Erkennungsmerkmal für FFF-Fotograf*innen organisiert, z.B. Westen in nicht-grellen Farben?
  • Wissen die Ordner*innen, wie sie unsere Fotograf*innen erkennen und wo sie uns ggf. Vorrang geben sollten (Podeste, Leitern, abgesperrte Bereiche)?
  • Gebäudezugänge für Fotos von oben geklärt?

Für Fotograf*innen: Tipps und Tricks und worauf wir achten können

Wichtig: Die folgende Liste soll Erfahrungen und Werkzeuge aufzeigen, mit denen Bilder eindrucksvoller oder professioneller wirken können. Es gibt grundsätzlich keine oder, wenn überhaupt, sehr wenige starre Regeln und die Kombination aus genutzten Techniken und "Regelbrüchen" macht's! Seid kreativ!

Allgemein: Was soll das Foto zeigen und was lenkt von diesem Inhalt ab, ohne sinnhaften Kontext beizutragen? Ablenken kann zum Beispiel:

  • Starke Kontraste oder helle Farben, wo Betrachter*in nicht hinsehen soll
  • Abgeschnittene Körperteile: Wenn nicht jedes Foto jede Person von Kopf bis Fuß zeigen soll, müssen wir irgendwo abschneiden, aber wenn gerade noch eine Hand oder ein Fuß nicht mehr im Bild ist, kann das ablenkend wirken.
  • "Leading lines", die aus dem Bild führen oder nicht dahin, wo du eigentlich möchtest
  • Besonders wichtig: Immer den Bildrand auf mögliche Ablenkungen absuchen!
  • Sparsam(!) eingesetzt kann es in der Nachbearbeitung hilfreich sein, weniger interessante Bildbereiche leicht abzudunkeln, zum Beispiel mit einem Vignette-Filter

Augen:

  • Geöffnete Augen meistens besser als geschlossene
  • Wo sehen die Personen im Bild hin?
  • Augenkontakt mit der Kamera kann sehr effektvoll sein. Wichtig in Gruppenfotos!
  • Augenkontakt sich unterhaltender Menschen untereinander
  • Blickrichtung einer Person nutzen, um auf etwas anderes aufmerksam zu machen; z.B. ein Demoschild, das sie trägt

Bilder ausbalancieren:

  • Beispiel: Person mit Demoschild in mittlerer Entfernung in der Mitte, links ein großes Gebäude, rechts blauer Himmel -> Durch das Gebäude ist das Bild 'linkslastig'.
  • In diesem Beispiel könnte das visuelle Gewicht des Hauses auf der linken Seite zum Beispiel ausgeglichen werden durch ein weiteres Gebäude auf der rechten Seite, einen Baum, ein unscharfes Straßenschild im Vordergrund, oder eine out-of-focus Person im Vordergrund. Wenn nichts davon vorhanden ist, reicht es oft, ein paar Schritte weiterzugehen und eine andere Perspektive zu wählen.
  • Ausschau nach "Rahmen" halten! Zum Beispiel zwei benachbarte Baumkronen, die den Blick auf die Menschenmenge umrahmen oder zwischen zwei ähnlich gekleideten Personen hindurchfotografieren
  • Balance zwischen oberem und unterem Bildrand nicht vernachlässigen! Z.B. Portrait einer Person mit ihrem Kopf in der Bildmitte, Oberkörper und Umgebung in unterer Bildhälfte, obere Bildhälfte grauer Himmel. Hier reicht es oft schon, die Kamera etwas nach unten zu neigen und so den Kopf in den oberen Bereich des Bilds zu schieben

Künstler*innen- und Redner*innenfotos:

  • Soweit möglich sollte das Mikrofon nicht den Mund verdecken
  • Bei ablesenden Redner*innen abwarten, bis sie in die Menge blicken
  • Immer bereit für die großen Gesten sein :)
  • Nahaufnahmen sind wichtig, aber nicht vergessen, in einigen Fotos auch den Kontext zu zeigen

Bildqualität:

  • Bei Portraits sollten in der Regel mindestens die Augen im Fokus sein
  • Abwägen bei Personen mit Demoschildern: Ist das Schild wichtiger oder die Person? Eventuell kleinere Blende wählen oder die Person bitten, das Schild auf gleicher Entfernung zur Kamera wie ihr Gesicht zu halten.
  • Große Tiefenunschärfe ist oft hilfreich, um den Blick der betrachtenden Person auf den gewünschten Punkt zu lenken und ablenkende Elemente zu verstecken. Gleichzeitig kann Kontext verloren gehen. Für Überblicksfotos von großen Menschenmassen ist 'deep focus' oft die bessere Wahl.
  • Manchmal ist Bewegungsunschärfe ein hilfreicher Effekt, um Bewegung zu vermitteln. Falls dieser Effekt nicht gewünscht ist, sollte die Belichtungszeit ausreichend kurz sein. Erfahrungsgemäß sollte sie für scharfe Gesichter je nach Demosituation und Bildauflösung nicht länger als 1/300 s sein; bei viel Bewegung auch deutlich kürzer. Wenn es sehr dunkel wird und Personen still stehen, lohnt es sich wiederum, mit längeren Belichtungszeiten zu experimentieren.
  • Nicht zu viele Sorgen um Bildrauschen machen
  • Belichtung: Verlasst euch nicht alleine auf die Bildwiedergabe auf dem Bildschirm eurer Kamera! Besonders bei sonnigem Wetter kann das dazu verleiten, Fotos überzubelichten, weil sie auf dem Bildschirm zu dunkel aussehen. Der Belichtungsindikator der Kamera (meist ein kleiner Pfeil, der bei "normaler" Belichtung auf 0, bei Überbelichtung auf Werte größer 0 und sonst kleiner 0 zeigt) kann bei der Einschätzung hilfreich sein. Je nach Motiv sollte von diesem Vorschlag der Kamera abgewichen werden; z.B. würden viele Kameras eine ausgeleuchtete Person auf einer Bühne mit schwarzem Stoff im Hintergrund überbelichten, wenn der dunkle Hintergrund einen großen Teil des Bilds einnimmt. Zusätzlich hilfreich sein kann die "Zebra"-Einstellung mancher Kameras, die die hellsten und die dunkelsten X % des Bildes schraffiert. Ein Blick auf das Histogramm kann helfen, wenn sich am äußeren rechten Rand ein starker Ausschlag zeigt – das weist darauf hin, dass viele Pixel (fast) 100 % Helligkeit haben.
  • Bildhelligkeit in der Nachbearbeitung: Schwieriges Thema, teils Geschmackssache und nicht immer leicht abzuwägen -> Falls unsicher, mit anderen Fotos auf demselben Bildschirm vergleichen