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K
<div style="border:5px solid #90D3ED; padding:1em; background-color:#1DA64A;"><span style="color:#F5F5F5">In den letzten Jahren häufen sich Einwände zur Energiewende, z.T. offenbar mit dem Ziel diese angesichts ökologischer, ökonomischer und sozialer Kosten zu hinterfragen. <br>Hier werden gängige Fragen faktenbasiert analysiert. Basis hierfür ist eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (2019)<ref>[https://www.fes.de/studie-klimaschutz-debatte Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung] abgerufen am 19. April 2020.</ref>.<br> </span></div>  
== Übersicht der Fragen und Einwände ==
Auf folgende Fragen wird im nächsten Abschnitt Stellung genommen:
# Wenn Deutschlands Anteil an den globalen Treibhausgasen gering gering ist, wie können wir dann das Klima retten?
# Wenn Deutschland Kohlekraftwerke abschaltet, wird dann mehr Atom- & Kohle-Strom aus dem Ausland importiert?
# Ist eine Stromversorgung ausschließlich mit erneuerbaren Energien technisch machbar?
# Führt die Energiewende zu höheren Strompreisen, die Ärmere stärker belasten als Reiche?
# Gehen durch die Energiewende Arbeitsplätze verloren?
# Zerstört die Verkehrswende die Automobil-Industrie in Deutschland?# Wie sind die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sowie für Strom aus fossilen Brennstoffen?
# Benötigen Elektro-Autos mehr Energie & Ressourcen als sie letztlich einsparen?
# Ist die energetische Gebäudesanierung schuld an Baukosten- und Mietpreissteigerung, an Verdrängung und Gentrifizierung?
# Gefährdet klimafreundliche, ökologische Landwirtschaft die Ernährungssicherheit in Deutschland?
== Antworten auf die Fragen und Einwände==
Vergleicht man die ausgestoßene CO2–Menge in China und in Deutschland in 2016 pro Kopf, ist das Ergebnis: Jeder Einwohner in Deutschland hat im Schnitt ca. 10,6 Tonnen CO2 verursacht, in China im Schnitt 8,7 Tonnen. Auch im Vergleich mit anderen Ländern ist das Ergebnis, dass die Menge pro Kopf in Deutschland deutlich höher ist.
Werden Güter für Deutschland in China produziert, werden die zugehörige zugehörigen Treibhausgase China zugeschrieben, was aktuell (in den Zahlen oben) nicht reflektiert ist.
Aber es lässt sich festzustellen, dass die Fragestellung grundsätzlich berechtigt ist.
==='''Antwort auf Frage 8: ''"Wie sind die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sowie für Strom aus fossilen Brennstoffen?"'''''===  ==== '''1) Aktuelle Daten'''==== ===== '''I. Strom aus fossilen Energien'''=====Die Kosten pro Kilowattstunde liegen (Stand: 2019, jeweils ohne die Umweltkosten)* bei Strom aus '''Atomenergie''' bei 13 Cent.* bei Strom aus '''Braunkohle''' bei 4,59 - 7,98 Cent.* bei Strom aus '''Steinkohle''' 6,27 - 9,86 Cent* bei Strom aus '''Gas- und Dampfkraftwerken''' bei 7,78 - 9,96 Cent, bei Strom unter Verwendung flexibler '''Gasturbinen''' bei 11,03 - 21,94 Cent  ===== '''II. Strom aus erneuerbaren Energien'''=====Die Kosten pro Kilowattstunde liegen (Stand: 2019, jeweils ohne die Umweltkosten)* bei Strom aus '''Onshore-Windenergie''' bei ca. 3,99 - 8,23 Cent.* bei Strom aus '''Offshore-Anlagen''' bei 7,79 - 9,95 Cent bei guten Standorten, bei ungünstigen Standorten ca. 13,79 Cent.* bei Strom aus '''Photovoltaik-Anlagen''' ("''Solarstrom''") bei 3,71 - 11,54 Cent.<ref name=Quarks2019>[https://www.quarks.de/technik/energie/welche-art-von-strom-ist-am-guenstigsten/ Energiegewinnung - Welche Art von Strom ist am günstigsten?- Quarks.de vom 25. März 2019] abgerufen am 23. April 2020.</ref> Ein Vergleich der Zahlen zwischen Strom aus fossilen und erneuerbaren Energien erscheint ohne Einberechnung der Umweltkosten unvollständig. Bereits aktuell, aber auch in Zukunft wird es erhebliche Umweltschäden durch den menschengemachten Klimawandel (allen voran durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen) erheblich sein: das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat 2005 errechnet, dass die Klimaschäden (ohne verstärkten Klimaschutz) allein für Deutschland in 2050 bei 33 Milliarden $, in 2100 bei 160 Milliarden $ liegen werden<ref name="DIW2005" />.  ===== '''III. Stromkosten inkl. Umweltkosten'''=====Die Umweltkosten (jeweils pro Kilowattstunde) * bei Braunkohle liegen bei 21 Cent* bei Steinkohle liegen bei 19 Cent* bei Gaskraftwerken bei 8,6 Cent* bei Windenergie liegen bei 0,28 Cent * bei Solarenergie liegen bei 1,64 Cent(für Atomenergie sind die Umweltkosten je nach Studie unterschiedlich und daher hier nicht aufgeführt)<ref name="Quarks2019" />.  ===== '''IV. Zwischenfazit'''=====* Die Kosten pro Kilowattstunde (ohne Umweltkosten) sind bei erneuerbaren Energien vergleichbar mit denen von fossilen Brennstoffen. Werden die Umweltkosten berücksichtigt ergibt sich ein anderes Bild und erneuerbaren Energien sind deutlich günstiger (z.B. Braunkohle inkl. Umweltkosten: 25,59 Cent/ kWh im besten Fall; Strom aus Onshore Windkraft: 4,27 Cent/ kWh im besten Fall)  ==== '''2) Ausblick'''====Laut Umweltbundesamt entwickeln sich die Kosten in den nächsten Jahrzehnten unterschiedlich. * Im Jahr 2050 werden die Durchschnittskosten für Strom aus erneuerbaren Energien bei 6 – 7,7 Cent pro Kilowattstunde liegen.* Die Durchschnittskosten für Strom aus fossilen Brennstoffen werden in 2050 dagegen bei ca. 15 Cent pro Kilowattstunde liegen<ref>[https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/haeufige-fragen-zur-energiewende#ziele-wege-und-instrumente Häufige Fragen zur Energiewende - Umweltbundesamt vom 05.03.2015] abgerufen am 23. April 2020.</ref>.  ==== '''Fazit'''====Bereits jetzt (Stand 2019) sind die Durchschnittskosten bei erneuerbaren Energien vergleichbar mit denen von fossilen Brennstoffen, allerdings nur, wenn Umweltschäden nicht berücksichtigt sind. Werden diese berücksichtigt, sind fossile Energien deutlich teurer. Dieses Bild ergibt sich auch für 2050: hier werden die Durchschnittskosten erneuerbarer Energien deutlich unter denen von fossilen Brennstoffen liegen.    ==='''Antwort auf Frage 9: ''"Benötigen Elektro-Autos mehr Energie & Ressourcen als sie letztlich einsparen?"'''''===
Diese Frage wird hauptsächlich aus 3 Gründen diskutiert:
==='''Antwort auf Frage 910: ''"Ist die energetische Gebäudesanierung schuld an Baukosten- und Mietpreissteigerung, an Verdrängung und Gentrifizierung? "'''''===
* Die Kosten für den Wohnungsbau in Deutschland sind zwischen 2015 und 2019 um 13% gestiegen.
* Oft wird behauptet, dass die energetische Anforderungen für den Anstieg der Baukosten verantwortlich sei. Dabei sind die Anforderungen zuletzt 2016 angehoben worden und danach sind die Baukosten dennoch immer mehr gestiegen.
* Zugleich sind die Kosten für Modernisierungen (wie bessere Gebäudedämmung) nicht 1:1 an die Mieter weitergegeben worden, sondern mit einem Aufschlag - wodurch die Mieten (trotz angeblicher Energiekosteneinsparungen) gestiegen sind<ref name=FESS.49>[https://www.fes.de/studie-klimaschutz-debatte Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.49 ff.] abgerufen am 22. April 2020.</ref>.
* Betrachtet man den Zeitraum 2000 - 2014, sind Preissteigerungen beim Wohnungsbau nur zu 7% auf die energetischen Anforderungen zurückzuführen, der Rest dagegen auf gestiegene Löhne, Materialpreise, Baulandpreise etc.<ref>[https://www.impulse-fuer-den-wohnungsbau.de/fileadmin/images/Studien/kostentreiber/kostentreiber-fuer-den-wohnungsbau_studie.pdf Kostentreiber für den Wohnungsbau: Untersuchung und Betrachtung - der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Gestehungskosten und auf die aktuelle Kostenentwicklung von Wohnraum in Deutschland - Walberg, Dietmar; Gniechwitz, Timo; Halstenberg, Michael / Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., S.92 ff. - 2015] abgerufen am 22. April 2020.</ref>
* Zwischen 2011-2014 haben die Investitionen in den Wohnungsbestand insgesamt zu-, energetische Sanierungen aber abgenommen<ref name="FESS.49" />.
* Zugleich kam eine Studie in 2011 zu dem Ergebnis, dass Genossenschaften mehr investieren als private Wohnungsunternehmen, aber Genossenschaften dennoch nach einer Modernisierung die Miete im Schnitt um 28% erhöht haben, private Unternehmen dagegen um 43%<ref>[https://www.iwkoeln.de/fileadmin/publikationen/2011/53416/trends01_11_4.pdf Einflussfaktoren auf die Rentabilität energetischer Sanierungen bei Mietobjekten - Henger, Ralf; Voigtländer, Michael / IW-Trends, S.5 ff. - 2011] abgerufen am 22. April 2020.</ref> .* In Deutschland wurden in den letzten Jahrzehnten große Teile der staatlich verwalteten Wohnhäuser an private Unternehmen verkauft<ref name="FESS.49" />, wodurch deutlich weniger Einfluss auf (faire) Mietpreisentwicklungen ausgeübt werden kann (positives Gegenbeispiel ist hier die Stadt Wien, in der per 2019 über 62% der Mietwohnungen im Besitz der Kommune und gemeinnütziger Wohnungsunternehmen sind<ref>[https://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/wien-als-vorbild-ein-paradies-fuer-mieter/24084334.html Wien als Vorbild - Ein Paradies für Mieter - Der Tagesspiegel vom 11.03.2019] abgerufen am 22. April 2020.</ref>).
==== '''Fazit'''====
Es erscheint nicht so, dass die gestiegenen, gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Gebäudesanierung hauptverantwortlich sind für die gestiegenen Baukosten- & Mietpreise. Viel eher ist einer der Hauptgründe höherer Preise darin zu suchen, dass große Teil der Mietwohnungen inzwischen im Eigentum von privaten Konzernen sind, die deutlich mehr die Miete nach Modernisierungen steigern als z.B. Genossenschaften; weitere Faktoren sind gestiegene Löhne, Material- & Baulandpreise.
 
 
==='''Antwort auf Frage 11: ''"Gefährdet klimafreundliche, ökologische Landwirtschaft die Ernährungssicherheit in Deutschland?"'''''===
 
==== '''Faktenlage'''====
* Interessensverbände behaupten, dass eine klimafreundliche, ökologische Landwirtschaft die Kosten für die Höfe sehr steigern würde und wohl einige Betriebe deswegen schließen müssten. Dadurch würde das Angebot in Deutschland sinken, aber bei gleichbleibender Nachfrage würde wohl mehr importiert werden, wodurch wiederum die Emissionen nur ins Ausland verlagert werden würden.<ref name=FESS.54>[https://www.fes.de/studie-klimaschutz-debatte Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.54 ff.] abgerufen am 22. April 2020.</ref> <br>Aber: Sogar im sog. „Dürresommer“ in 2018 war die Ernährungssicherheit in Deutschland nicht gefährdet.<br>
* Tatsächlich mussten in den letzten Jahren de facto viele kleinere landwirtschaftliche Unternehmen schließen<ref>[https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36094/umfrage/landwirtschaft---anzahl-der-betriebe-in-deutschland/ Anzahl der Betriebe in der Landwirtschaft in Deutschland in den Jahren 1975 bis 2019 - Statista GmbH vom 27.11.2019] abgerufen am 23. April 2020.</ref><ref>[http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/041/1904186.pdf Drucksache 19/4186: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefan Schmidt, Friedrich Ostendorff, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Deutscher Bundestag vom 07.09.2018] abgerufen am 23. April 2020.</ref>. Die Schließung der Höfe geschah dabei offenbar nicht wegen klimafreundlicher (Umwelt-)Auflagen, sondern weil kleinere Betriebe einen doppelten Nachteil haben:
# Zum einen haben sie gegenüber größeren Betrieben meist (deutlich) kleinere Mengen und produzieren zu höheren Preise (Preisvorteil liegt bei den Großbetrieben).
# Zum anderen erhalten Großbetriebe deutlich mehr Subventionen (nämlich in Abhängigkeit der Fläche).
 
* Gleichzeitig gilt, dass die Weiterentwicklungen in der Landwirtschaft, die z.B. zu mehr Spezialisierung und mehr Automatisierung geführt haben, deutlichen Einfluss auf die Umwelt haben (z.B. Nitratbelastungen des Grundwassers, die Beeinträchtigung der Artenvielfalt durch Einsatz von Pflanzenschutzmittel…)<ref name="FESS.54" />.
 
* Weiterhin landet etwa ein Drittel der gesamten Lebensmittelproduktion Deutschlands im Müll<ref name="FESS.54" /> (Stand 2019: 18 Millionen Tonnen pro Jahr<ref>[https://www.sueddeutsche.de/panorama/lebensmittelabfaelle-abfall-wegwerfgesellschaft-1.4427632 Lebensmittelabfälle - "Viele Lebensmittel sind viel zu preiswert" - Süddeutsche Zeitung vom 2. Mai 2019] abgerufen am 23. April 2020.</ref>). Würde diese Verschwendung deutlich reduziert werden, könnten sich bereits beträchtliche Emissionen aus der Landwirtschaft einsparen lassen. Zudem würde dies ermöglichen, dass in der Landwirtschaft abwechslungsreicher angebaut würde: durch den Anbau z.B. von Hülsenfrüchten werden Treibhausgas-Emissionen gemindert<ref>[https://www.thuenen.de/de/thema/pflanzenshyproduktion/leguminosenanbau-staerken/oekologische-dienste-der-leguminosen/ Ökologische Dienste der Leguminosen - Thünen-Institut 2019] abgerufen am 23. April 2020.</ref>), welche einen beträchtlichen Teil der Emissionen in der Landwirtschaft ausmachen<ref name="FESS.54" />.
 
 
==== '''Fazit'''====
 
* Nicht klimafreundliche Auflagen, sondern Nachteile kleinerer Betriebe, verstärkt durch Subventionen an größere Betriebe, haben bisher zum „Höfesterben“ geführt.
* Gesetzgeber, Unternehmen und Verbraucher könnten mit den richtigen Maßnahmen (Subventionen / Anbauart / Kaufverhalten ändern) maßgeblich zu einer klimafreundlicheren Landwirtschaft beitragen. Geschieht das konsequent und mit Rücksicht auf kleinere Betriebe, ist nicht davon auszugehen, dass klimafreundlichere Auflagen die Ernährungssicherheit und die landwirtschaftliche Produktion gefährden.
* Wird jedoch nicht zeitnah umgestellt, wird der Klimawandel beträchtliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben - und somit womöglich auch auf die Ernährungssicherheit<ref name="FESS.54" />.
== Ähnliche Themen ==
* Eine ähnliches Thema (Thesen der Klimawandelleugner und Antworten darauf) wird [https://wiki.fridaysforfuture.de/index.php?title=Gegenargumente_zu_den_Behauptungen_der_Klimaleugner hier] behandelt.
* Antworten auf gängige Thesen der Klimaskeptiker bei [https://www.klimafakten.de/fakten-statt-behauptungen/fakt-ist Klimafakten.de]
 
 
== Einzelnachweise ==
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