Antworten auf häufige Einwände zur Energiewende

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In den letzten Jahren häufen sich Einwände zur Energiewende, z.T. offenbar mit dem Ziel diese angesichts ökologischer, ökonomischer und sozialer Kosten zu hinterfragen.
Hier werden gängige Fragen faktenbasiert analysiert. Basis hierfür ist eine Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung (2019)[1].


Inhaltsverzeichnis

Übersicht der Fragen und Einwände

Auf folgende Fragen wird im nächsten Abschnitt Stellung genommen:

  1. Wenn Deutschlands Anteil an den globalen Treibhausgasen gering ist, wie können wir dann das Klima retten?
  2. Wenn Deutschland Kohlekraftwerke abschaltet, wird dann mehr Atom- & Kohle-Strom aus dem Ausland importiert?
  3. Ist eine Stromversorgung ausschließlich mit erneuerbaren Energien technisch machbar?
  4. Bringt ein schneller Kohleausstieg für die Beschäftigten und betroffenen Regionen unzumutbare Härten mit sich?
  5. Führt die Energiewende zu höheren Strompreisen, die Ärmere stärker belasten als Reiche?
  6. Gehen durch die Energiewende Arbeitsplätze verloren?
  7. Zerstört die Verkehrswende die Automobil-Industrie in Deutschland?
  8. Wie sind die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sowie für Strom aus fossilen Brennstoffen?
  9. Benötigen Elektro-Autos mehr Energie & Ressourcen als sie letztlich einsparen?
  10. Ist die energetische Gebäudesanierung schuld an Baukosten- und Mietpreissteigerung, an Verdrängung und Gentrifizierung?
  11. Gefährdet klimafreundliche, ökologische Landwirtschaft die Ernährungssicherheit in Deutschland?

Antworten auf die Fragen und Einwände

Antwort auf Frage 1: "Wenn Deutschlands Anteil an den globalen Treibhausgasen gering ist, wie können wir dann das Klima retten?"

Tatsächlich hat Deutschland einen Anteil von 2% an den weltweiten Treibhausgasen. Anhand der Tabelle (siehe Foto) wird ersichtlich, dass Deutschland deutlich weniger emittiert als z.B. China, aber zugleich etwa doppelt so viel wie Großbritannien.[2]:

Treibhausemissionen im internationalen Vergleich

Vergleicht man die ausgestoßene CO2–Menge in China und in Deutschland in 2016 pro Kopf, ist das Ergebnis: Jeder Einwohner in Deutschland hat im Schnitt ca. 10,6 Tonnen CO2 verursacht, in China im Schnitt 8,7 Tonnen. Auch im Vergleich mit anderen Ländern ist das Ergebnis, dass die Menge pro Kopf in Deutschland deutlich höher ist.

Werden Güter für Deutschland in China produziert, werden die zugehörigen Treibhausgase China zugeschrieben, was aktuell (in den Zahlen oben) nicht reflektiert ist. Aber es lässt sich festzustellen, dass die Fragestellung grundsätzlich berechtigt ist.

Deutschlands Einfluss in der EU & weltweit

  • Deutschland hat als wirtschaftlich stärkstes Land in der EU eine Vorbild-Funktion in der Welt: es zeigt sich, dass andere Länder ebenfalls bestimmte Maßnahmen und Gesetze von Deutschland übernommen haben, so z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz („EEG“). In 2018 hatten immerhin 84 Länder ebenfalls eine Art Einspeisungsvergütungen für Strom aus erneuerbaren Energien und sogar die Mehrheit der Länder des Globalen Südens hat feste Einspeisetarife für erneuerbare Energiequellen eingeführt, ganz ähnlich zu dem Modell in Deutschland.
  • Zudem hat Deutschland durch die Förderung von Solarenergie dazu beigetragen, dass der Preis für Aufbau-Solarstromanlagen zwischen 2006 und 2014 um 68% gefallen ist. Damit hat Deutschland die Photovoltaik-Technologie auch für Länder mit niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen (wie China oder Indien) bezahlbarer gemacht[3].
  • Weiterhin hat Deutschland eine entscheidend zum Pariser Klimaschutzabkommen beigetragen.

Daher erscheint es gerechtfertigt, nicht nur Deutschland isoliert, sondern vielmehr auch den Einfluss Deutschlands auf die EU (mit immerhin 9% Anteil am CO2-Ausstoß) bei der Frage miteinzuschließen, inwieweit Deutschland wirklich etwas am Weltklima ändern könne. Wie aus den oben aufgeführten Punkten ersichtlich, hat Deutschland de facto einen gewissen Einfluss.

Ein klares Handeln seitens Deutschland zur Reduktion von Treibhausgasen hätte natürlich verschiedene Auswirkungen (z.B. auf bestimmte Branchen, siehe nachfolgende Fragen) und würde gewisse Kosten mit sich bringen. Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat bereits 2005 errechnet, dass verstärkter Klimaschutz Deutschland in 2050 ca. 5,7 Milliarden $, in 2100 ca. 40 Milliarden $ kosten würde. Zugleich würden (ebenfalls laut DIW) aber auch Klimaschäden vermieden werden, die deutlich höher sind: Klimaschäden ohne verstärkten Klimaschutz für 2050: 33 Milliarden $, für 2100: 160 Milliarden $[4]. Mehr Klimaschutz ist also bereits mittelfristig eine lohnenswerte Investition für Deutschland[4].

Auch global betrachtet lohnt sich mehr Klimaschutz: laut DIW würden - bei einer gemeinsamen, globalen Klimaschutzstrategie- in 2100 Klimaschäden in Höhe bis zu 12 Bill. US-Dollar vermieden werden.


Fazit

Zwar kann Deutschland isoliert wohl nicht den menschengemachten Klimawandel reduzieren, aber nutzt Deutschland seine Vorreiter-Rolle und seinen Einfluss in der EU und in der Welt, erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass die Treibhausgase weltweit sinken. Die letzten Jahren haben gezeigt, dass Deutschland sehr wohl andere Länder dazu gebracht hat, z.B. erneuerbare Energien staatlich zu fördern und am Pariser Klimaschutzabkommen mitzuwirken. Zudem ist durch Deutschlands Förderungen der Preis für Solarenergie massiv gefallen (-68%), so dass diese Technologie erst für andere Länder bezahlbar wurde. Somit kann Deutschland einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass international deutlich mehr in Klimaschutz investiert wird.



Antwort auf Frage 2: "Wenn Deutschland Kohlekraftwerke abschaltet, wird dann mehr Atom- & Kohle-Strom aus dem Ausland importiert? "

Stand 2019 hat Deutschland tatsächlich Stromüberschüsse gehabt und diese exportiert. Durch den Atom- und Kohleausstieg ist davon auszugehen, dass Deutschland tatsächlich Strom importieren muss, wahrscheinlich aus Frankreich und aus Polen (Atom - & Kohlestrom). Damit würde also der Effekt der(in Deutschland) eingesparten CO2- Emissionen international gesehen deutlich geringer sein. Aber: der Import von Strom wird mittelfristig nicht sonderlich hoch sein.

Zudem gilt: Werden nicht mehr benötigte Emissionszertifikate eben nicht an andere Länder vergeben, sondern stillgelegt (siehe unten), wäre tatsächlich ein Klimaschutzeffekt vorhanden. Langfristig könnte der Stromimport tatsächlich zunehmen, wenn Wärme- und Verkehrssektor zunehmend elektrifiziert werden. Dann wird es sich jedoch nicht um Atom- und Kohlestrom aus dem Ausland handeln, sondern um Strom aus erneuerbaren Energien aus Nordafrika & dem Mittlerem Osten (die dort aufgebaut werden müssen).

Um Stromausfälle in Deutschland zu vermeiden, ist es auch notwendig, Stromüberschüsse zu speichern (mit der sog. „Power-to-X-Technologie“). Um den internationalen Preis für Braunkohlestrom nicht zu verbilligen, wenn Deutschlands Emissionszertifikate nicht mehr benötigt, hat die sog. „Kohle-Kommission“ gefordert, nicht genutzte Zertifikate komplett vom Markt zu nehmen, was technisch machbar ist. Weiterhin greifen in den nächsten Jahren immer mehr EU-Regularien, um Produktionen energieeffizienter zu machen und staatliche Zahlungen an fossile Kraftwerke stärker zu beschränken. Bereits in der Vergangenheit gab es immer wieder Studien & Meldungen, die von einer Stromversorgungslücke in Deutschland ausgingen. Diese haben sich nicht bewahrheitet, aber auf Grund dieser Fehleinschätzung kam es zu Investitionen in Milliardenhöhe für fossile Kraftwerke.


Fazit

Zeitweise kann es tatsächlich zu mehr Atom- und Kohlestromimporten nach Deutschland kommen. Wenn aber die erneuerbaren Energien zügig ausgebaut werden und mehr in Energiespeicher investiert wird, ist dieser Import nur relativ kurz notwendig. Werden zugleich nicht mehr benötigte Emissionszertifikate tatsächlich stillgelegt (und nicht an andere Länder vergeben), ergibt sich eine Reduktion der Treibhausgase auch auf internationaler Ebene.[5]



Antwort auf Frage 3: "Ist eine Stromversorgung ausschließlich mit erneuerbaren Energien technisch machbar?"

Eine vollständige Stromversorgung aus erneuerbaren Energien erscheint vielen Leuten aktuell (April 2020) als "technisch nicht machbar". Das Hauptproblem einer solchen Stromversorgung ist aber, dass die politischen Rahmenbedingungen dafür nicht stimmen. So werden Stromleitungen nur sehr verzögert genehmigt und realisiert und z.B. Abstandsregelungen für Windräder verlangsamen zudem den Ausbau.

Technisch machbar ist eine Stromversorgung ausschließlich mit erneuerbaren Energien aber, wenn die Politik handelt. D.h. konkret:

  • Gezielte Förderung des Ausbaus von Windräder
  • Aufhebung des Ausbaudeckels für Photovoltaik-Anlagen
  • Grenzüberschreitende Verbindungen, damit Strom im- und exportiert werden kann und etwaige Engpässe in einer Region durch Überkapazitäten in anderen Regionen kompensiert werden können.
  • Förderung der Stromspeicher-Technologien („Powert-to-X“)

Damit der Ausbau auch wirklich stattfinden kann, ist eine stärkere Akzeptanz in der Bevölkerung notwendig, vor allem bei Anwohnern. In der Vergangenheit gab es aber auch z.B. beim Aufbau der Atomkraftwerke starke Eingriffe des Staates („Enteignungen, Umsiedlungen, Bergschäden, massivste Eingriffe in Ökosysteme“). Eine Vielzahl an Energiegenossenschaften, die in Solar- und Windkraftwerke investieren, beteiligen die Bürgen direkt an der Stromproduktion. Wenn dies staatlich mehr gefördert wird, dürfte auch die Akzeptanz der Anwohner steigen.

Wenn Verkehr, Wärme und Industrie ebenfalls in Zukunft verstärkt auf erneuerbaren Strom zurückgreifen sollen, ist es wichtig, dass in die effizientesten Technologien investiert wird, so dass der Strombedarf letztlich sinkt.[6]

Der Astrophysiker und Moderator Harald Lesch ("Terra X") meinte im April 2019, dass ein Atom- und Kohleausstieg in Deutschland nur dann machbar sei, wenn entweder

  • u.a. die Photovoltaik-Anlagen und Windkraft-Analgen massiv ausgebaut würden (allerdings wären dann weite Landschaften Deutschlands komplett zugebaut) oder
  • durch Realisation des Projekts Desertec [7]


Fazit

Die Versorgung aus 100 Prozent erneuerbaren Energien ist rein technisch machbar - erfordert aber in jedem Fall politische Entscheidungen auf nationaler sowie internationaler Ebene.



Antwort auf Frage 4: "Bringt ein schneller Kohleausstieg für die Beschäftigten und betroffenen Regionen unzumutbare Härten mit sich?"

Um diese Frage zu beantworten, erscheint zunächst ein Blick auf die Beschäftigtenzahlen in den verschiedenen Energiebranchen sinnvoll.

Die Beschäftigtenzahlen in verschiedenen Energiesektoren

Kohleindustrie

In 2019 gab es

  • in der Steinkohle-Industrie 4.000–8.000 direkt Beschäftigte und
  • in der Braunkohle-Industrie ca. 18.500 direkt Beschäftigte[8] (in 2017: ca. 20.000[9]),

in Summe also gab es in 2019 eine maximale Anzahl von 26.600 direkt Beschäftigten in der Kohleindustrie.

Laut RBB24 gibt die Kohlekommission meist einen höheren Wert an (60.000), da hier noch die Jobs miteingerechnet werden, die indirekt davon abhängen[10]. Auch der Umweltverband Grüne Liga meint Zahlen der in der Braunkohle-Industrie Beschäftigten oftmals zu hoch sei, weil darin auch hunderte Stellen enthalten sind, die für die Sanierung der DDR-Tagebaue enthalten seien, die nichts mit der Kohleförderung zu tun hätten[11].

Von den direkt in den Braunkohlekraftwerken und im Braunkohlebergbau Beschäftigten sind ca. zwei Drittel älter als 45[12].


Windindustrie

In der Windkraftbranche gab es folgende Beschäftigtenzahlen:

  • in 2016: 161.000[13].
  • in 2017: 135.100 [13]
  • in 2018: 125.100 - 127.100 [14]

An Hand dieser Zahlen ist ersichtlich, dass ca. 24.000 - 26.000 Menschen (oder 22% aller Beschäftigten von 2016) innerhalb von nur 2 Jahren ihren Arbeitsplatz verloren haben.


Solarbranche

In der Solarenergiebranche gab es folgende Beschäftigtenzahlen:

Betrachtet man zudem die Vorjahre (2011 - 2015) so lässt sich feststellen, dass ca. 80.000 Arbeitsplätze in der Solarenergie-Branche in Deutschland abgebaut worden sind, was mitunter ein Resultat der Politik von FDP und CDU/CSU war[17][18].


Konklusion aus den Fakten
  • Da ein Großteil der Beschäftigen in der Braunkohleindustrie älter als 45 Jahren ist, ist davon auszugehen, dass bei einem vorzeitigen Kohleausstieg (z.B. in 2038) ein Großteil dieser Beschäftigten nicht davon betroffen wäre, sondern bereits in Rente ist. Für alle anderen könnten Umschulungen sowie Frühverrentungsprogramme (also Altersteilzeit oder Vorruhestand) eine Option sein[12]. Eine weitere Option wäre die gezielte Förderung der betroffenen Regionen, so dass dort beispielsweise Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien entstehen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung berechnet, dass durch „entsprechend ausgestaltete staatliche Programme“ mit 19.000 bis 37.000 Arbeitsplätzen kurz- und mittelfristig in den Kohleregionen entstehen könnten und zwar im Bereich der energetischen Gebäudesanierung[19]. Mit der Sanierung von Altbauten sind hohe regionale Wirtschaftspotenziale verbunden, denn etwa zwei Drittel der Gebäude sind älter als 40 Jahre[12].
  • Allein im Zeitraum zwischen 2012 - 2017 sind in der Solar- und Windkraftindustrie deutlich mehr Stellen abgebaut worden (über 106.000) als die Braunkohle-Industrie hat (ca. 20.000). Diese Aussage ist auch dann richtig, wenn man die Jobs, die von der Kohleindustrie abhängen und die direkt Beschäftigten zusammenzählt (60.000). Der Abbau der Stellen im Bereich der erneuerbaren Energie ist direkte Folge politischer Entscheidungen (wie z.B. die Einführung von Abstandsregelungen für Windräder[20]), mehr Informationen hierzu auch in dem Artikel Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Energiewende.


Fazit

  • Durch politische Maßnahmen hat die Solar- und Windkraftindustrie mehr Stellen abgebaut als in der Kohleindustrie vorhanden sind. Würden tatsächlich innerhalb kürzester Zeit sämtliche Stellen in der Kohleindustrie wegfallen, erscheint es fraglich, warum bei weniger Stellen von "unzumutbarer Härte" die Rede sein sollte. Dies gilt vor allem um so mehr, da eines der Ziele eines geplanten Kohleausstiegs auch die Berücksichtigung der Interessen der Beschäftigten ist.
  • Durch geeignete staatliche Maßnahmen (z.B. die Förderung von Kohleregionen wie die Lausitz) können mögliche Härten für die Beschäftigten in der Kohleindustrie abgefedert werden, so dass die meisten eine andere Stelle erhalten können.



Antwort auf Frage 5: "Führt die Energiewende zu höheren Strompreisen, die Ärmere stärker belasten als Reiche?"

Faktenlage & Entwicklung am Strommarkt

  • Die Strompreise haben sich von 2000 bis 2018 von ca. 14 ct/kWh auf rund 28 ct/kWh verdoppelt[21] (siehe auch Grafik rechts).
Strompreisentwicklung in Deutschland zwischen 2000 - 2018. Quelle: Strom-report.de[21]
  • An den gestiegenen Strompreise ist mitunter die sog. "EEG-Umlage" schuld, die von 2000 bis 2020 von 0,19 ct/kWh[22] auf 6,9 ct/kWh[23] gestiegen ist. Die EEG-Umlage wurde ursprünglich eingeführt, um den Ausbau der erneuerbaren Energien zu fördern.[23]. Daher wirkt es, dass die Energiewende für die höheren Strompreisen verantwortlich ist - und der Eindruck ist entstanden, dass ein weiterer Ausbau zu noch höheren Strompreisen führen würde. Tatsächlich ist der Eindruck nicht korrekt: durch Gesetze der schwarz-gelben Regierung (2009-2013) wurden stromintensive Unternehmen von der EEG-Umlage befreit und zugleich mussten Verbraucher diese "Befreiung" kompensieren. Mit anderen Worten: Unternehmen, die sehr viel Strom verbrauchen mussten weniger bezahlen bzw. wurden subventioniert indem die EEG-Umlage angehoben wurde für Privathaushalte, die folglich mehr bezahlen mussten[24] (mehr zu diesem Thema auch in dem Artikel Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Energiewende ).
  • Problematisch ist zudem, dass auf die EEG-Umlage noch Mehrwertsteuer zu zahlen ist – d.h. der Verbraucher subventioniert nicht nur die stromintensiven Industrien, er muss zusätzlich noch Steuern dafür zahlen, die aber nicht bei den Ökostrom-Anbietern landen, sondern beim Staat.
  • Steigende Strompreise wirken sich mehr auf einkommensschwache Haushalte aus, v.a. wenn diese Warmwasser mit Strom bereiten müssen.
  • Betrachtet man Privathaushalte, so laufen in die Energiekosten auch Benzin- und Heizkosten mit ein. Insgesamt machen Stromkosten bei einem durchschnittlichen Haushalt etwa 33% der gesamten Energiekosten aus.
  • In der Industrie und im Dienstleistungsbereich machen die Stromkosten durchschnittlich rund 50% oder mehr der Energiekosten aus.
  • Somit nützt ein Absinken der Stromkosten tatsächlich mehr der Wirtschaft als den Privathaushalten (zumal die stromintensiven Industrien die EEG-Umlage gar nicht bezahlen müssen, siehe oben). Daher kann bei der derzeitigen Regelung keine Rede davon sein, dass die EEG-Umlage die Wirtschaft bedrohe.
  • Die Förderung der Ökostrom-Anlagen hat dazu geführt, dass diese sehr günstig geworden & somit wettbewerbsfähig sind. Zudem sind diese nicht abhängig von den Weltmarkt-Preisen von fossilen Brennstoffen – und haben somit einen Vorteil gegenüber Anlagen, die solche Brennstoffe benötigen.[25]

Maßnahmen zur Entlastung von einkommensschwachen Haushalten

  • CO-Steuer: Mit einer CO2-Steuer auf Gas, Öl, Benzin & Diesel können nicht nur mehr Anreize gesetzt werden, um energiesparsamer und energieeffizienter zu produzieren. Zugleich werden damit auch Einnahmen generiert, die an alle Bürger ausgeschüttet werden können, so dass etwaige Strompreiserhöhungen aufkommensneutral wären. Eine steigende Energieeffizienz könnte sogar dazu führen, dass die Bürger Geld sparen. Ein ähnliches System (CO2-Steuer und Ausschüttung an die Bevölkerung) hat die Schweiz seit 2008.
  • Anpassung der Hartz-4-Sätze: Als weitere Maßnahme wäre zudem eine Kompensation an einkommensschwache Haushalte denkbar, da seit 2008 z.B. Hartz-4-Haushalte keine höheren Zahlungen wegen der höheren Stromkosten erhalten haben.[25]


Fazit

Auf Grund der aktuellen Gesetze werden stromintensive Industrien in Deutschland gefördert und Verbraucher müssen höhere Strompreise zahlen (um die Befreiung stromintensiver Unternehmen zu subventionieren). Wenn die Politik in Deutschland diese Subventionen hinterfragt und gleichzeitig ein ähnliches System wie in der Schweiz aufbaut, bei der die Einnahmen aus der CO2-Steuer an die Bevölkerung zurückgegeben werden, dann werden durch die Energiewende einkommensschwache Haushalte nicht mehr belastet als reichere, sondern im Gegenteil: durch Anreize für mehr Energie-Effizienz könnten die Strompreise fallen.



Antwort auf Frage 6: "Gehen durch die Energiewende Arbeitsplätze verloren?"

Faktenlage & Ausblick

  • Was die Stromkosten anbelangt werden erneuerbare Energien langfristig zu geringeren Stromkosten führen (dank sinkender Grenzkosten)[26][27] - was sowohl für Industrie als Privathaushalte förderlich ist.
  • Zudem deutet vieles daraufhin, dass es bereits 2030 teurer ist, Kohlekraftwerke zu betreiben als Strom aus Solar- und Windenergie zu erzeugen[28].
  • Weiterhin ist es offenbar bereits aktuell (März 2020) nicht mehr rentabel ein neues Kohlekraftwerk zu bauen - da die Strompreise dank Wind- & Solarenergie fallen. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern golbal betrachtet.[29].
  • Da zum einen stromintensive Industrien bisher vom Verbraucher subventioniert werden (EEG-Umlage, siehe auch Frage 5) und zugleich Studien darauf verweisen, dass ein hohes Einsparpotenzial beim Stromverbrauch der deutschen Industrien besteht[30], ist nicht von einem starken Effekt auf stromintensive Betriebe durch die Energiewende auszugehen.
  • Weiterhin kann die Politik international (wie im Pariser Abkommen festgelegt) für sog. Handels- und Kompensationsmechanismen sorgen, so dass deutlich weniger internationaler Druck durch evtl. Strompreiserhöhungen die deutschen Betriebe treffen sollte.
  • Was die Arbeitsplätze in Industrien konventioneller Stromerzeugung anbelangt (z.B. Braunkohle), wird es bei einer Energiewende tatsächlich zwangsläufig zu einem Verlust von Arbeitsplätze kommen (die sich jedoch in Grenzen halten, da ein Großteil der Beschäftigten in der Braunkohleindustrie bereits über 45 Jahre alt ist und davon einige bei einem Kohleausstieg bis 2030 bzw. 2038 in Rente sind, siehe auch Frage 4 oben). Gleichzeitig werden aber zahlreiche neue Arbeitsplätze entstehen, die zukunftssicher sein können, da für diese nicht nur Investitionen getätigt werden müssen, sondern auch technologischer Fortschritt vorangetrieben wird. Die Kohlekommission hat vorgeschlagen, dass vor allem die Regionen, in denen viele Personen in der Kohleindustrie arbeiten, gefördert werden sollen, um dort neue, innovative Arbeitsplätze (im Bereich der erneuerbaren Energien) entstehen zu lassen[31].


Fazit

  • Durch politische Steuerung wird es netto keine Arbeitsverluste geben, da zum einen neue Arbeitsplätze entstehen und zum anderen langfristig die Strompreise sinken. Wie oben bei Frage 4 geschildert, sollten und können durch politische Maßnahmen wie Förderung bestimmter Regionen mit aktuell viele Arbeitsplätze in der Kohleindustrie, Umschulungen, Programme wie Altersteilzeit etc. die Belange der Beschäftigten in betroffenen Industrie berücksichtigen werden.
  • Falls tatsächlich bereits mittelfristig Strom aus erneuerbaren Energien günstiger sein sollte als Kohlekraftwerke und sollte es stimmen, dass der Aufbau von Kohlekraftwerke im Vergleich zum Aufbau von Photovoltaik-Anlagen & Windrädern weniger rentabel ist, wäre es für Deutschland international gesehen von Nachteil, die Energiewende (weiter) zu verschleppen. Andere Länder, die die Energiewende vorantreiben, hätten dann nämlich wegen der geringeren Stromkosten einen Preisvorteil.



Antwort auf Frage 7: "Zerstört die Verkehrswende die Automobil-Industrie in Deutschland?"

Faktenlage

  • Stand 2019 erwirtschaftet die deutsche Automobilindustrie 426 Milliarden Euro Umsatz.
  • Zudem sind mehr als 830.000 Beschäftigte direkt bei den Herstellern und den Zulieferern beschäftigt.

Somit ist die Automobilindustrie definitiv gewichtig für die deutsche Wirtschaft, allerdings weniger als der Verband der Automobilindustrie (VDA) lange Zeit behauptet hat (der VDA hatte lange Zeit behauptet, jeder 7. Job in Deutschland würde an der Autoindustrie hängen, rechnet hierzu aber auch Taxifahrer und Beschäftigte im Straßenbau mit ein)[32].

  • Laut einer Prognose des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fallen bis 2035 etwa 114.000 Arbeitsplätzen in der Autoindustrie weg, somit also jede 8. Stelle in der Branche. Gleichzeitig würden etwa 16.000 neue Stellen entstehen (im Zusammenhang mit der Elektrifizierung von Autos)[33].
  • Da die chinesische Regierung massiv auf die Entwicklung von „E-Autos“ setzt und zugleich China der drittgrößte Absatzmarkt für deutsche Autos ist, würde ein Vernachlässigen der E-Auto-Entwicklung wohl nur kurzfristig Arbeitsplätze sichern. Mittel- und langfristig würden diese aber ohnehin wegfallen. Somit ist die Förderung der Elektromobilität eher eine Chance für die deutsche Autoindustrie als ein Risiko[32].
  • Zudem sehen u.a. Studien von Beratungshäuser wie PWC große Gewinnpotenziale für die deutsche Automobilindustrie, z.B. in dem Ausbau von Carsharing-Diensten, Mobilitätsdienstleistungen ähnlich wie Uber und auch bei der Entwicklung von Batterien für E-Autos[34].
  • Eine Verkehrswende führt wahrscheinlich auch zu neuen Jobs im öffentlichen Nahverkehr oder bei Mobilitätsdienstleistungen, die regional gebunden und nicht verlegbar sind[32].


Fazit

  • Die Verkehrswende ist kein Risiko, sondern eine Chance für die Autoindustrie, in Technologien zu investieren, die sonst allein oder größtenteils von der internationalen Konkurrenz (allen voran China) dominiert werden.
  • Ohne die Verkehrswende gehen vermutlich Arbeitsplätze verloren ohne dass neue entstehen, mit der Verkehrswende dagegen gehen netto nicht Arbeitsplätze verloren, sondern es entstehen auch noch zahlreiche neue.



Antwort auf Frage 8: "Wie sind die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien sowie für Strom aus fossilen Brennstoffen?"

1) Aktuelle Daten

I. Strom aus fossilen Energien

Die Kosten pro Kilowattstunde liegen (Stand: 2019, jeweils ohne die Umweltkosten)

  • bei Strom aus Atomenergie bei 13 Cent.
  • bei Strom aus Braunkohle bei 4,59 - 7,98 Cent.
  • bei Strom aus Steinkohle 6,27 - 9,86 Cent
  • bei Strom aus Gas- und Dampfkraftwerken bei 7,78 - 9,96 Cent, bei Strom unter Verwendung flexibler Gasturbinen bei 11,03 - 21,94 Cent


II. Strom aus erneuerbaren Energien

Die Kosten pro Kilowattstunde liegen (Stand: 2019, jeweils ohne die Umweltkosten)

  • bei Strom aus Onshore-Windenergie bei ca. 3,99 - 8,23 Cent.
  • bei Strom aus Offshore-Anlagen bei 7,79 - 9,95 Cent bei guten Standorten, bei ungünstigen Standorten ca. 13,79 Cent.
  • bei Strom aus Photovoltaik-Anlagen ("Solarstrom") bei 3,71 - 11,54 Cent.[35]

Ein Vergleich der Zahlen zwischen Strom aus fossilen und erneuerbaren Energien erscheint ohne Einberechnung der Umweltkosten unvollständig. Bereits aktuell, aber auch in Zukunft wird es erhebliche Umweltschäden durch den menschengemachten Klimawandel (allen voran durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen) erheblich sein: das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat 2005 errechnet, dass die Klimaschäden (ohne verstärkten Klimaschutz) allein für Deutschland in 2050 bei 33 Milliarden $, in 2100 bei 160 Milliarden $ liegen werden[4].


III. Stromkosten inkl. Umweltkosten

Die Umweltkosten (jeweils pro Kilowattstunde)

  • bei Braunkohle liegen bei 21 Cent
  • bei Steinkohle liegen bei 19 Cent
  • bei Gaskraftwerken bei 8,6 Cent
  • bei Windenergie liegen bei 0,28 Cent
  • bei Solarenergie liegen bei 1,64 Cent

(für Atomenergie sind die Umweltkosten je nach Studie unterschiedlich und daher hier nicht aufgeführt)[35].


IV. Zwischenfazit
  • Die Kosten pro Kilowattstunde (ohne Umweltkosten) sind bei erneuerbaren Energien vergleichbar mit denen von fossilen Brennstoffen. Werden die Umweltkosten berücksichtigt ergibt sich ein anderes Bild und erneuerbaren Energien sind deutlich günstiger (z.B. Braunkohle inkl. Umweltkosten: 25,59 Cent/ kWh im besten Fall; Strom aus Onshore Windkraft: 4,27 Cent/ kWh im besten Fall)


2) Ausblick

Laut Umweltbundesamt entwickeln sich die Kosten in den nächsten Jahrzehnten unterschiedlich.

  • Im Jahr 2050 werden die Durchschnittskosten für Strom aus erneuerbaren Energien bei 6 – 7,7 Cent pro Kilowattstunde liegen.
  • Die Durchschnittskosten für Strom aus fossilen Brennstoffen werden in 2050 dagegen bei ca. 15 Cent pro Kilowattstunde liegen[36].


Fazit

Bereits jetzt (Stand 2019) sind die Durchschnittskosten bei erneuerbaren Energien vergleichbar mit denen von fossilen Brennstoffen, allerdings nur, wenn Umweltschäden nicht berücksichtigt sind. Werden diese berücksichtigt, sind fossile Energien deutlich teurer. Dieses Bild ergibt sich auch für 2050: hier werden die Durchschnittskosten erneuerbarer Energien deutlich unter denen von fossilen Brennstoffen liegen.



Antwort auf Frage 9: "Benötigen Elektro-Autos mehr Energie & Ressourcen als sie letztlich einsparen?"

Diese Frage wird hauptsächlich aus 3 Gründen diskutiert:

  • Für die Batterien von Elektrofahrzeugen wird u.a. Lithium benötigt, dessen Abbau negative Folgen für die Umwelt und die Bevölkerung vor Ort haben kann und zudem sehr viel Wasser benötigt.
  • Zudem wird Kobalt benötigt, dessen Abbau ebenfalls nicht unkritisch im Kongo geschieht.
  • Weiterhin steht zur Debatte der CO2-Ausstoß in der Produktion des Autos bzw. der zugehörigen Batterie[37].

Zu dem letzten Punkt gab es diverse Studien:

  • Eine Studie des ifo-Instituts kam zu dem Schluss, dass die Produktion eines Tesla Model 3 (E-Auto) keine bessere „Ökobilanz“ habe als die eines herkömmlichen Autos (Vergleichswagen war in der Studie: Mercedes C 220 d)[38].
  • Andere Institute widersprachen der ifo-Aussage und kamen zu einem anderen Ergebnis [39][40]: Ein E-Auto spare demnach bei dem heutigen Strommix bei einer Nutzungsdauer von 13 Jahren 28 % CO2-Emissionen gegenüber einem Oberklassewagen Diesel und 42 % gegenüber einem Kleinwagen Benziner[41].

Unabhängig davon, welche der Studien-Ergebnisse korrekt ist: sollte die Ökostrom-Produktion weiter gefördert werden und somit letztlich auch weniger Kohlestrom z.B. bei der Produktion der Lithium-Batterien gebraucht wird, ist zu erwarten, dass die Klimabilanz von E-Autos sich verbessert[37].


Fazit

Je mehr in Strom aus erneuerbaren Energien investiert wird, desto sauberer wird die Klimabilanz eines E-Autos. Zwar kommt die Studie des ifo-Instituts zu dem Schluss, dass E-Autos eine negative Klimabilanz haben, aber dagegen stehen gleich mehrere Studien die besagen, dass bereits heute E-Autos eine positive Klima-Bilanz haben. Aufgabe der Politik ist es daher, die erneuerbaren Energien zu fördern und zugleich dafür zu sorgen, dass die Arbeitsbedingungen der Kobalt-Abbauarbeiter im Kongo verbessert und die negative Folgen des Lithium-Abbaus für Umwelt und Bevölkerung minimiert werden.



Antwort auf Frage 10: "Ist die energetische Gebäudesanierung schuld an Baukosten- und Mietpreissteigerung, an Verdrängung und Gentrifizierung?"

  • Die Kosten für den Wohnungsbau in Deutschland sind zwischen 2015 und 2019 um 13% gestiegen.
  • Oft wird behauptet, dass die energetische Anforderungen für den Anstieg der Baukosten verantwortlich sei. Dabei sind die Anforderungen zuletzt 2016 angehoben worden und danach sind die Baukosten dennoch immer mehr gestiegen.
  • Zugleich sind die Kosten für Modernisierungen (wie bessere Gebäudedämmung) nicht 1:1 an die Mieter weitergegeben worden, sondern mit einem Aufschlag - wodurch die Mieten (trotz angeblicher Energiekosteneinsparungen) gestiegen sind[42].
  • Betrachtet man den Zeitraum 2000 - 2014, sind Preissteigerungen beim Wohnungsbau nur zu 7% auf die energetischen Anforderungen zurückzuführen, der Rest dagegen auf gestiegene Löhne, Materialpreise, Baulandpreise etc.[43]
  • Zwischen 2011-2014 haben die Investitionen in den Wohnungsbestand insgesamt zu-, energetische Sanierungen aber abgenommen[42].
  • Zugleich kam eine Studie in 2011 zu dem Ergebnis, dass Genossenschaften mehr investieren als private Wohnungsunternehmen, aber Genossenschaften dennoch nach einer Modernisierung die Miete im Schnitt um 28% erhöht haben, private Unternehmen dagegen um 43%[44].
  • In Deutschland wurden in den letzten Jahrzehnten große Teile der staatlich verwalteten Wohnhäuser an private Unternehmen verkauft[42], wodurch deutlich weniger Einfluss auf (faire) Mietpreisentwicklungen ausgeübt werden kann (positives Gegenbeispiel ist hier die Stadt Wien, in der per 2019 über 62% der Mietwohnungen im Besitz der Kommune und gemeinnütziger Wohnungsunternehmen sind[45]).


Fazit

Es erscheint nicht so, dass die gestiegenen, gesetzlichen Anforderungen im Bereich der Gebäudesanierung hauptverantwortlich sind für die gestiegenen Baukosten- & Mietpreise. Viel eher ist einer der Hauptgründe höherer Preise darin zu suchen, dass große Teil der Mietwohnungen inzwischen im Eigentum von privaten Konzernen sind, die deutlich mehr die Miete nach Modernisierungen steigern als z.B. Genossenschaften; weitere Faktoren sind gestiegene Löhne, Material- & Baulandpreise.



Antwort auf Frage 11: "Gefährdet klimafreundliche, ökologische Landwirtschaft die Ernährungssicherheit in Deutschland?"

Faktenlage

  • Interessensverbände behaupten, dass eine klimafreundliche, ökologische Landwirtschaft die Kosten für die Höfe sehr steigern würde und wohl einige Betriebe deswegen schließen müssten. Dadurch würde das Angebot in Deutschland sinken, aber bei gleichbleibender Nachfrage würde wohl mehr importiert werden, wodurch wiederum die Emissionen nur ins Ausland verlagert werden würden.[46]
    Aber: Sogar im sog. „Dürresommer“ in 2018 war die Ernährungssicherheit in Deutschland nicht gefährdet.
  • Tatsächlich mussten in den letzten Jahren de facto viele kleinere landwirtschaftliche Unternehmen schließen[47][48]. Die Schließung der Höfe geschah dabei offenbar nicht wegen klimafreundlicher (Umwelt-)Auflagen, sondern weil kleinere Betriebe einen doppelten Nachteil haben:
  1. Zum einen haben sie gegenüber größeren Betrieben meist (deutlich) kleinere Mengen und produzieren zu höheren Preise (Preisvorteil liegt bei den Großbetrieben).
  2. Zum anderen erhalten Großbetriebe deutlich mehr Subventionen (nämlich in Abhängigkeit der Fläche).
  • Gleichzeitig gilt, dass die Weiterentwicklungen in der Landwirtschaft, die z.B. zu mehr Spezialisierung und mehr Automatisierung geführt haben, deutlichen Einfluss auf die Umwelt haben (z.B. Nitratbelastungen des Grundwassers, die Beeinträchtigung der Artenvielfalt durch Einsatz von Pflanzenschutzmittel…)[46].
  • Weiterhin landet etwa ein Drittel der gesamten Lebensmittelproduktion Deutschlands im Müll[46] (Stand 2019: 18 Millionen Tonnen pro Jahr[49]). Würde diese Verschwendung deutlich reduziert werden, könnten sich bereits beträchtliche Emissionen aus der Landwirtschaft einsparen lassen. Zudem würde dies ermöglichen, dass in der Landwirtschaft abwechslungsreicher angebaut würde: durch den Anbau z.B. von Hülsenfrüchten werden Treibhausgas-Emissionen gemindert[50]), welche einen beträchtlichen Teil der Emissionen in der Landwirtschaft ausmachen[46].


Fazit

  • Nicht klimafreundliche Auflagen, sondern Nachteile kleinerer Betriebe, verstärkt durch Subventionen an größere Betriebe, haben bisher zum „Höfesterben“ geführt.
  • Gesetzgeber, Unternehmen und Verbraucher könnten mit den richtigen Maßnahmen (Subventionen / Anbauart / Kaufverhalten ändern) maßgeblich zu einer klimafreundlicheren Landwirtschaft beitragen. Geschieht das konsequent und mit Rücksicht auf kleinere Betriebe, ist nicht davon auszugehen, dass klimafreundlichere Auflagen die Ernährungssicherheit und die landwirtschaftliche Produktion gefährden.
  • Wird jedoch nicht zeitnah umgestellt, wird der Klimawandel beträchtliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft haben - und somit womöglich auch auf die Ernährungssicherheit[46].

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Einzelnachweise

  1. Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung abgerufen am 19. April 2020.
  2. Die Debatte um den Klimaschutz, S. 9 - Friedrich-Ebert-Stiftung abgerufen am 19. April 2020.
  3. Die Debatte um den Klimaschutz, S. 11 - Friedrich-Ebert-Stiftung abgerufen am 19. April 2020.
  4. 4,0 4,1 4,2 Weltweiter Klimaschutz – Sofortiges Handeln spart hohe Kosten, S. 1 Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., 2005 abgerufen am 19. April 2020.
  5. Die Debatte um den Klimaschutz, S. 15ff. - Friedrich-Ebert-Stiftung abgerufen am 19. April 2020.
  6. Die Debatte um den Klimaschutz, S. 19 - 24. - Friedrich-Ebert-Stiftung abgerufen am 19. April 2020.
  7. Ohne Kohle und Atom - geht uns der Strom aus? | Harald Lesch, Video hochgeladen auf YouTube am 24.04.2019 abgerufen am 17. April 2020.
  8. DIE BEENDIGUNG DER ENERGETISCHEN NUTZUNG VON KOHLE IN DEUTSCHLAND, S.72 - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung; Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie; Ecologic Institut (Hrsg.), 2018 abgerufen am 20. April 2020.
  9. Deutschland hat nur noch 20.000 Braunkohle-Jobs - Der Spiegel vom 05.07.2017 abgerufen am 20. April 2020.
  10. Kommission schlägt Kohleausstieg bis 2038 vor - RBB24.de vom 26.01.19 abgerufen am 20. April 2020.
  11. Braunkohle-Jobs schöngerechnet - Klimareporter.de vom 13. Juli 2018 abgerufen am 20. April 2020.
  12. 12,0 12,1 12,2 Die Debatte um den Klimaschutz, S. 27 - Friedrich-Ebert-Stiftung abgerufen am 20. April 2020.
  13. 13,0 13,1 Addition der Werte für Beschäftigte "Windenergie an Land" und "Windenergie auf See" aus: Kleine Anfrage der Abgeordneten Lorenz Gösta Beutin, Dr. Gesine Lötzsch,Heidrun Bluhm-Förster, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE and Wolfgang Schäuble S. 7 - Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vom 29.07.2019 abgerufen am 20. April 2020.
  14. Eigene Berechnungen an Hand des Wertes für 2017 und mit der Aussage der IG Metall, wonach ca. 8.000-10.000 Stellen abgebaut wurden in 2018. IG Metall: Bis zu 10.000 Jobs in der Windindustrie sind weg - Handelsblatt.de vom 04.09.2019abgerufen am 20. April 2020.
  15. 15,0 15,1 Bruttobeschäftigung durch erneuerbare Energien 2000 bis 2017 - Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vom 14.1.2019 abgerufen am 20. April 2020.
  16. Solarzellen - Die Hoffnung ist biegsam - Zeit.de vom 29. Dezember 2019 abgerufen am 20. April 2020.
  17. Hintergrund - Faktencheck zum Anti-CDU-Video: Hat Rezo recht? - Zeit.de vom 23. Mai 2019 abgerufen am 20. April 2020.
  18. Bundesrechnungshof kritisiert: BMWi versagt bei der Energiewende - Solarenergie Förderverein vom 01.10.2018 abgerufen am 20. April 2020.
  19. DIE BEENDIGUNG DER ENERGETISCHEN NUTZUNG VON KOHLE IN DEUTSCHLAND, S.83 - Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung; Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie; Ecologic Institut (Hrsg.), 2018 abgerufen am 20. April 2020.
  20. Ökostrom-Branche attackiert CSU: Windkraft am Ende - Welt Online am 21.11.2019 abgerufen am 16. März 2020.
  21. 21,0 21,1 Strompreisentwicklung 2000 – 2018 - Strom-Report.de abgerufen am 21. April 2020.
  22. Wie hat sich die EEG-Umlage über die Jahre entwickelt? - Bundesministerium für Wirtschaft und Energie abgerufen am 21. April 2020.
  23. 23,0 23,1 EEG-Umlage - Was ist die EEG-Umlage und wie funktioniert sie? - Bundesnetzagentur, 2020 abgerufen am 21. April 2020.
  24. Kurzstudie zur historischen Entwicklung der EEG-Umlage - Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) (2014) abgerufen am 20. März 2020.
  25. 25,0 25,1 Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.30-35 abgerufen am 21. April 2020.
  26. Jeremy Rifkin über die Null-Grenzkosten-Gesellschaft - Netzreporter.de vom 09.09.2014 abgerufen am 21. März 2020.
  27. Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.36-37 abgerufen am 21. April 2020.
  28. Carbon Tracker: Kohlekraftwerke ökonomisch sinnlos - Solarify.de vom 23. März 2020 abgerufen am 21. April 2020.
  29. Brisante Studie: Kohle-Investoren könnten mehr als 600 Milliarden Dollar verlieren - Focus.de vom 20.03.2020 abgerufen am 21. März 2020.
  30. Chemische Industrie könnte Energieverbrauch bis 2050 dank Katalyse um 13 Exajoule senken - Dechema.de vom 17.06.2013 abgerufen am 21. April 2020.
  31. Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.36-40 abgerufen am 21. April 2020.
  32. 32,0 32,1 32,2 Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.41-44 abgerufen am 21. April 2020.
  33. S.7 der PDF auf der Seite des IAB: Elektromobilität 2035 - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit abgerufen am 21. April 2020.
  34. PwC Autofacts - The turning of the tide – impacts of the automotive transformation on the value chain - PwC-Studie S. 8, 2018 abgerufen am 21. April 2020.
  35. 35,0 35,1 Energiegewinnung - Welche Art von Strom ist am günstigsten?- Quarks.de vom 25. März 2019 abgerufen am 23. April 2020.
  36. Häufige Fragen zur Energiewende - Umweltbundesamt vom 05.03.2015 abgerufen am 23. April 2020.
  37. 37,0 37,1 Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.45ff. abgerufen am 22. April 2020.
  38. ifo-Institut, Buchal, Christoph; Karl, Hans-Dieter; Sinn, Hans-Werner Kohlemotoren, Windmotoren und Dieselmotoren: Was zeigt die CO2-Bilanz? - 2019 abgerufen am 22. April 2020.
  39. So z.B. Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V. - 2019 abgerufen am 22. April 2020.
  40. ifeu – Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg - Mai 2019 abgerufen am 22. April 2020.
  41. Die aktuelle Treibhausgasemissionsbilanz von Elektrofahrzeugen in Deutschland - Martin Wietschel, Matthias Kühnbach und David Rüdiger / Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI, S.36 - März 2019 abgerufen am 22. April 2020.
  42. 42,0 42,1 42,2 Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.49 ff. abgerufen am 22. April 2020.
  43. Kostentreiber für den Wohnungsbau: Untersuchung und Betrachtung - der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Gestehungskosten und auf die aktuelle Kostenentwicklung von Wohnraum in Deutschland - Walberg, Dietmar; Gniechwitz, Timo; Halstenberg, Michael / Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen e.V., S.92 ff. - 2015 abgerufen am 22. April 2020.
  44. Einflussfaktoren auf die Rentabilität energetischer Sanierungen bei Mietobjekten - Henger, Ralf; Voigtländer, Michael / IW-Trends, S.5 ff. - 2011 abgerufen am 22. April 2020.
  45. Wien als Vorbild - Ein Paradies für Mieter - Der Tagesspiegel vom 11.03.2019 abgerufen am 22. April 2020.
  46. 46,0 46,1 46,2 46,3 46,4 Die Debatte um den Klimaschutz - Friedrich-Ebert-Stiftung S.54 ff. abgerufen am 22. April 2020.
  47. Anzahl der Betriebe in der Landwirtschaft in Deutschland in den Jahren 1975 bis 2019 - Statista GmbH vom 27.11.2019 abgerufen am 23. April 2020.
  48. Drucksache 19/4186: Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Stefan Schmidt, Friedrich Ostendorff, Harald Ebner, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Deutscher Bundestag vom 07.09.2018 abgerufen am 23. April 2020.
  49. Lebensmittelabfälle - "Viele Lebensmittel sind viel zu preiswert" - Süddeutsche Zeitung vom 2. Mai 2019 abgerufen am 23. April 2020.
  50. Ökologische Dienste der Leguminosen - Thünen-Institut 2019 abgerufen am 23. April 2020.