Erdgas
Inhaltsverzeichnis
- 1 Allgemeines
- 2 Warum ist Erdgas so ein Abfuck?
- 3 Neue fossile Projekte
- 4 FAQ
- 5 Nützliche Links
- 6 Einzelnachweise
Allgemeines
Erdgas ist ein fossiler Energieträger, der zum größten Teil aus dem Treibhausgas Methan besteht. Er wird aus unterirdischen Lagerstätten gefördert. Für den Transport mit Schiffen wird das Erdgas verflüssigt, denn so hat es weniger Volumen. Das flüssige Erdgas heißt dann LNG (= Liquified Natural Gas).
In Deutschland wird Erdgas vor allem zum Heizen genutzt (50 % aller Haushalte machen das), zur Stromerzeugung (z.B. in Gaskraftwerken) oder in der Industrie (z.B. zur Produktion von Dünger)
Deutschland zählt weltweit zu den 10 größten Gasverbrauchern. Gleichzeitig müssen wir 95 % unseres Erdgasbedarfs importieren. Die restlichen 5 % kommen aus deutscher Förderung. [1]
Woher importieren wir das Erdgas?
| Land | Menge | Anteil am Erdgasimport |
|---|---|---|
| Norwegen | 416.431 GWh | 50 % |
| Niederlande* | 215.921 GWh | 25 % |
| Belgien* | 154.012 GWh | 18 % |
| LNG (z.B. aus USA, Qatar) | 68.762 GWh | 8 % |
| Übriges Europa* | 8.694 GWh | 1 % |
* Lieferungen enthalten LNG-Gas u.a. aus den USA und Russland
Warum ist Erdgas so ein Abfuck?
Klimakiller
Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und bis zu 83 mal so klimaschädlich wie die gleiche Menge CO2. Entweicht bei der Förderung, beim Transport oder bei der Lagerung Erdgas, ist das enorm klimaschädlich. Wenn in den kommenden Jahren Milliarden für Gasinfrastruktur wie Pipelines, Häfen und Gaskraftwerke verschwendet werden, dann schließen wir Gas für Jahrzehnte in unserem Energiesystem ein und verbauen damit den Weg zu einer konsequenten und dringend notwendigen Energiewende (Lock-In-Effekt)[2]
Abhängigkeit
In Deutschland gibt es nur wenige Erdgasvorkommen. Selbst wenn wir sie alle nutzen, könnten wir damit nur 5 % unseres Erdgasverbrauchs decken (Sollten wir das gefährliche Fracking erlauben, wären es 20 %). Damit wären wir aber immer noch zu 80 % abhängig von Importen aus dem Ausland.
von Diktatoren und solchen, die es werden wollen
Deutschland importiert sein Erdgas hauptsächlich aus Norwegen, den Niederladen und Belgien. Erdgas ist auch dort problematisch: Norwegen bohrt nach so viel Erdgas, das sie ihre eigenen Klimaverpflichtungen nicht mehr einhalten. Die Niederlande und Belgien sind ein wichtiges Transitland für flüssiges Erdgas (LNG). Das flüssige Erdgas kommt z.B. aus den USA, wo es durch extrem problematisches Fracking gewonnen wird oder aus Diktaturen wie Qatar. Es kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass die EU immer noch LNG aus Russland importiert und damit Putins Kriegskasse füllt.
Es wurden Erdgasverträge mit Qatar und den USA abschlossen, die nicht nur aufgrund des Partnerlandes bedenklich sind, sondern für 15 Jahre ab 2026 (Qatar) bzw. für 20 Jahre ab 2025 (USA) geschlossen wurden. Somit kann das Pariser Klimaabkommen gar nicht eingehalten werden, wenn man sich an die Verträge hält.
Fossile Kostenfalle
Die Kosten für das Heizen mit Erdgas werden sich in den nächsten Jahren verdreifachen. Für Menschen mit wenig Geld kann das die Energiearmut bedeuten. Die Politik muss klimafreundliches Heizen für alle bezahlbar machen – und das geht nicht mit Erdgas.
Warum wird Heizen mit Erdgas so teuer?
- Emissionshandel: Ab 2027 werden die Preise für Erdgas, Heizöl (und Benzin und Diesel) deutlich steigen, weil der Emissionshandel der EU für Gebäude und Verkehr kommt (ETS II). Dann müssen Kraftstofflieferanten CO2-Zertifikate ersteigern, um ihre Emissionen zu decken. Das kostet Geld, deshalb werden die Preise steigen.
- Steigende Gasnetzkosten: Immer mehr Kund*innen verlassen das Gasnetz. Deshalb müssen immer weniger Verbraucher*innen die Kosten für die Infrastruktur tragen. Erste Stadtwerke haben deshalb angekündigt, ihre Netze stillzulegen (z.B. Augsburg und Mannheim)
Erdgasinfrastruktur ist eine riesige Fehlinvestition
- An der Nord- und Ostsee werden mit unserem Geld Häfen für die Anlieferung von Erdgas gebaut, die nicht annährend ausgelastet sind, uns aber mehrere Milliarden Euro kosten. Dieses Geld könnte man auch in erneuerbare Energien in Bürger*innenhand investieren.
- Die Gewinne der umstrittenen Erdgasprojekte in Borkum und in Reichling gehen an ausländische Firmen, während die geförderte Menge viel zu klein ist, um uns unabhängig von Importen zu machen
- Erdgasinfrastruktur führt oft zu einer Gefährdung der Umwelt: In Borkum ist das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer bedroht, in Reichling wird direkt neben einem Naturschutzgebiet gebohrt und in Wilhelmshaven leiten Schiffe für den Erdgastransport unverdünnt Chlor ins Meer.
Neue fossile Projekte
Wir wissen: Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, darf es kein einziges neues fossiles Projekt geben. Aber die Realität sieht anders aus.
Förderung
Nordseeinsel Borkum
Vor Borkum soll ein riesiges, neues Gasfeld erschlossen und bis zu 35 Jahre lang betrieben werden! Wir wissen: Um das Pariser Klimaabkommen einzuhalten, darf es kein einziges neues fossiles Projekt geben.
Der Konflikt um die Bohrungen ist eindeutig: Auf der einen Seite stehen die fossilen Profite des niederländischen OneDyas Konzerns auf der anderen stehen alle anderen Menschen, Klimaziele, ein UNESCO Weltnaturerbe und die Bewohner der Insel Borkum.
Reichling am Ammersee (Bayern)
Ein Konzerngeflecht um den kanadischen Investor MCF Energy will in der Region an 10 verschiedenen Stellen nach Erdgas bohren. In Reichling soll die erste dieser Bohrungen diesen Sommer durchgeführt werden.
Die Menschen in Reichling haben nichts von der Bohrung: Reichling hat kein Gasnetz, wird keine Gewerbesteuer bekommen und der bay. Landtag hat auf die Förderabgabe verzichtet (MCF Energy hatte dem Freistaat Bayern einen Teil des Gewinnes abgeben müssen, aber Aiwanger subventioniert lieber ausländische Unternehmen). Auch fürs Klima ist das eine schlechte Idee: allein die Bohrung in Reichling wird 1 Mio Tonnen CO2 erzeugen und das Erdgas wäre in Deutschland nach 2 Tagen aufgebraucht.
MCF Energy hat die Genehmigung bekommen, eine Probebohrung durchzuführen. Die Firma hat aber noch keine Genehmigung für die Förderung des Erdgases. Die NGOs (Greenpeace und der BUND Naturschutz) wollten gegen die Fördergenehmigung klagen. Aiwanger könnte das alles verhindern.
Zehdenick bei Berlin (Brandenburg)
In der Region um Zehdenick plant die Firma Jasper Resources GmbH die Förderung von Erdgas. Sollte die erste Probebohrung vom zuständigen Bergamt genehmigt werden, will das Unternehmen die Bohrung Anfang 2026 starten.
Die lokale Bürgerinitiative, der BUND, der NABU und die Grüne Liga wollen nicht zusehen, wie dieses Unternehmen unsere Region ausbeutet und verseucht und uns dann mit den Altlasten und Spätfolgen, zu denen auch großflächige Erdabsenkungen und Erdbeben gehören, zurücklässt. Sie wollen ihre Häuser und Grundstücke vor Absenkung, Verwerfung, Rissbildungen und Erdbeben bewahren, sowie Gesundheit und den Lebensraum unserer Kinder vor vergiftendem Quecksilber, Radioaktivität und hoch krebsauslösendem Benzol schützen. Es geht darum, Probebohrungen in Zehdenick zu verhindern.
Infrastruktur
Rügen
Damit das flüssige Erdgas in unser Gasnetz geleitet werden kann, muss es wieder gasförmig gemacht werden. Dazu sollen zwei Spezial-Schiffe vor Rügen ankern und eine 50 km lange Pipeline durch Naturschutzgebiete gebaut werden. Die DUH und die Gemeinde Binz klagen gegen das Projekt.
- Das Projekt gefährdet die lokale Natur und den Tourismus, den größten Wirtschaftsfaktor der Region (Wer will im Urlaub schon auf große Schiffe statt auf den Horizont schauen?).
- Das Terminal in Rügen wird kaum genutzt und das bleibt wahrscheinlich auch so, weil Rügen für Schiffe schlecht erreichbar ist und unsere Gasspeicher voll sind.
- Viele Anwohner*innen beschweren sich über den Lärm der Anlagen, welche mitunter Tag und Nacht laufen
- Der Besitzer der Schiffe ist zuletzt negativ aufgefallen, weil er Bauarbeiten durchgeführt hat, die noch nicht genehmigt waren, oder weil er mit den Schiffen LNG nach Schweden gebracht hat, obwohl er sie nur für den Transport ins deutsche Gasnetz nutzen darf.
Wilhelmshaven
Auch in Wilhelmshaven ankern solche Spezial-Schiffe zur Umwandlung des flüssigen Erdgases in Gas. Ab 2026 soll ein festes LNG-Terminal in Betrieb genommen werden. Der Antrag dafür wurde aber noch nicht eingereicht. Eines der Schiffe verwendet Chlor zur Reinigung und leitet das unverdünnt ins Meer. Dieses Vorhaben steht im Verdacht, der lokalen Umwelt zu schaden.
Brunsbüttel
Auch in Brunsbüttel ankern ein Spezial-Schiffe zur Umwandlung des flüssigen Erdgases in Gas. Ab 2027 soll ein festes LNG-Terminal in Betrieb genommen werden. Die Bundesregierung finanziert das Terminal mit 940 Mio. Euro mit, weil es sich sonst nicht lohnen würde, das zu bauen.
Das Projekt ist gefährlich:
- In unmittelbarer Nähe des LNG-Terminals ist ein Atommüll-Zwischenlager, ein ehem. Atomkraftwerk und Industrie mit Gefahrstoffen
- Für die Spezialschiffe wurden extra die Schadstoffgrenzwerte erhöht- für das krebserregende Formaldehyd um den Faktor 7,3
Und eine mögliche Sicherheitsbedrohung
- Im Januar 2024 wurde eine Anschlusspipeline für das LNG-Terminal mit professionellen Spezialbohrern beschädigt, daraufhin wird ermittelt.
- Anfang August 2024 wurden in mehreren aufeinander folgenden Nächten professionelle Drohnen mit hoher Geschwindigkeit und Reichweite gesichtet, weshalb mit Verdacht auf Spionage ermittelt wird
Führt zu möglicher Wettbewerbsverzerrung
- Die Hanseatic Energy Hub GmbH klagt momentan gegen die EU-Kommission, da sie die Subvention vom LNG-Terminal Brunsbüttel genehmigt hatte. Denn die HEH sieht das als ungerechten Wettbewerbsvorteil.
Stade
Hier sollte bis 2027 erste LNG-Hafengebäude gebaut werden und es lagen Spezialschiffe für die Umwandlung von LNG in Gas im Meer. Allerdings wurden diese nie genutzt und der LNG-Hafen nie fertig gebaut. Die Bundesregierung hat aber in das Vorhaben investiert und rund 350 Millionen Euro in den Sand gesetzt. Zudem läuft noch eine Klage gegen das Hafengebäude, über die noch nicht entschieden worden ist.
FAQ
Ist Erdgas besser fürs Klima als Kohle?
Wenn man nur die Verbrennung betrachtet, verursacht Erdgas etwa halb so viel CO2 wie die Verbrennung von Kohle (pro erzeugter Kilowattstunde Energie).
Erdgas kann aber klimaschädlicher sein als Kohle
- Methan-Leckagen (undichte Stellen an Leitungen oder Förderanlagen) führen dazu, dass Erdgas klimaschädlicher als Kohle ist (Wenn bei Förderung & Transport mehr als 3% des Methans entweichen). Denn Methan ist 30 mal klimaschädlicher als CO2 (über 100 Jahre betrachtet)
- LNG ist in einem 20 Jahres Zeitraum durchschnittlich sogar 33% klimaschädlicher als Kohle, durch Methan-Leckagen bei der Förderung, beim Transport und durch Energieverluste bei der Umwandlung
Lieber Erdgas in Deutschland fördern als Fracking Gas aus den USA importieren!
In Deutschland gibt es nur wenige Erdgasvorkommen. Selbst wenn wir sie alle nutzen, könnten wir damit nur 5 % unseres Erdgasverbrauchs decken (Sollten wir das gefährliche Fracking erlauben, wären es 20 %). Damit wären wir aber immer noch zu 80 % abhängig von Importen aus dem Ausland. Wer sich unabhängig von Importen machen will, sollte die Erneuerbaren Energien ausbauen.
Wir brauchen noch mehr Erdgaskraftwerke zur Versorgung bei der Dunkelflaute
Nein, wir haben genug. Im Winter muss die Stromversorgung in Deutschland eine Leistungsspitze von 70 GW abdecken. Aktuell haben wir 15 GW an Wasserkraft und Biomasse, 37 GW an Gaskraftwerken und 31 GW an Kohlekraftwerken (Gesamt: 83 GW). Reicht also. Wenn wir Dunkelflauten reduzieren wollen, brauchen wir Speicher, damit wir die Überschüsse (z.B. im Sommer) speichern können.
Wir brauchen eine regionale und sichere Energieversorgung!
Ja. Und das geht nur mit Erneuerbaren Energien in Bürger*innenhand – und nicht mit Erdgas.