Erdgas: Unterschied zwischen den Versionen
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Deutschland zählt weltweit zu den 10 größten Gasverbrauchern. Gleichzeitig müssen wir 95 % unseres Erdgasbedarfs importieren. Die restlichen 5 % kommen aus deutscher Förderung. | Deutschland zählt weltweit zu den 10 größten Gasverbrauchern. Gleichzeitig müssen wir 95 % unseres Erdgasbedarfs importieren. Die restlichen 5 % kommen aus deutscher Förderung. | ||
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== Warum ist Erdgas so ein Abfuck? == | == Warum ist Erdgas so ein Abfuck? == | ||
Version vom 13. Juli 2025, 15:27 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Allgemeines
- 2 Warum ist Erdgas so ein Abfuck?
- 3 FAQ
Allgemeines
Erdgas ist ein fossiler Energieträger, der zum größten Teil aus dem Treibhausgas Methan besteht. Er wird aus unterirdischen Lagerstätten gefördert. Für den Transport mit Schiffen wird das Erdgas verflüssigt, denn so hat es weniger Volumen. Das flüssige Erdgas heißt dann LNG (= Liquified Natural Gas).
In Deutschland wird Erdgas vor allem zum Heizen genutzt (50 % aller Haushalte machen das), zur Stromerzeugung (z.B. in Gaskraftwerken) oder in der Industrie (z.B. zur Produktion von Dünger)
Deutschland zählt weltweit zu den 10 größten Gasverbrauchern. Gleichzeitig müssen wir 95 % unseres Erdgasbedarfs importieren. Die restlichen 5 % kommen aus deutscher Förderung.
Woher importieren wir das Erdgas?
| Land | Menge | Anteil am Erdgasimport |
|---|---|---|
| Norwegen | 416.431 GWh | 50 % |
| Niederlande* | 215.921 GWh | 25 % |
| Belgien* | 154.012 GWh | 18 % |
| LNG (z.B. aus USA, Qatar) | 68.762 GWh | 8 % |
| Übriges Europa* | 8.694 GWh | 1 % |
- Lieferungen enthalten LNG-Gas u.a. aus den USA und Russland
Warum ist Erdgas so ein Abfuck?
Klimakiller
Methan ist der Hauptbestandteil von Erdgas und bis zu 83 mal so klimaschädlich wie die gleiche Menge CO2. Entweicht bei der Förderung, beim Transport oder bei der Lagerung Erdgas, ist das enorm klimaschädlich. Wenn in den kommenden Jahren Milliarden für Gasinfrastruktur wie Pipelines, Häfen und Gaskraftwerke verschwendet werden, dann schließen wir Gas für Jahrzehnte in unserem Energiesystem ein und verbauen damit den Weg zu einer konsequenten und dringend notwendigen Energiewende (Lock-In-Effekt)
Abhängigkeit
In Deutschland gibt es nur wenige Erdgasvorkommen. Selbst wenn wir sie alle nutzen, könnten wir damit nur 5 % unseres Erdgasverbrauchs decken (Sollten wir das gefährliche Fracking erlauben, wären es 20 %). Damit wären wir aber immer noch zu 80 % abhängig von Importen aus dem Ausland.
von Diktatoren und solchen, die es werden wollen
Deutschland importiert sein Erdgas hauptsächlich aus Norwegen (50%), den Niederladen (25%) und Belgien (20%). Erdgas ist auch dort problematisch: Norwegen bohrt nach so viel Erdgas, das sie ihre eigenen Klimaverpflichtungen nicht mehr einhalten. Die Niederlande und Belgien sind ein wichtiges Transitland für flüssiges Erdgas (LNG). Das flüssige Erdgas kommt z.B. aus den USA, wo es durch extrem problematisches Fracking gewonnen wird oder aus Diktaturen wie Qatar. Es kann zudem nicht ausgeschlossen werden, dass die EU immer noch LNG aus Russland importiert und damit Putins Kriegskasse füllt.
Es wurden Erdgasverträge mit Qatar und den USA abschlossen, die nicht nur aufgrund des Partnerlandes bedenklich sind, sondern für 15 Jahre ab 2026 (Qatar) bzw. für 20 Jahre ab 2025 (USA) geschlossen wurden. Somit kann das Pariser Klimaabkommen gar nicht eingehalten werden, wenn man sich an die Verträge hält.
fossile Kostenfalle
Die Kosten für das Heizen mit Erdgas werden sich in den nächsten Jahren verdreifachen. Für Menschen mit wenig Geld kann das die Energiearmut bedeuten. Die Politik muss klimafreundliches Heizen für alle bezahlbar machen – und das geht nicht mit Erdgas.
Warum wird Heizen mit Erdgas so teuer?
- Emissionshandel: Ab 2027 werden die Preise für Erdgas, Heizöl (und Benzin und Diesel) deutlich steigen, weil der Emissionshandel der EU für Gebäude und Verkehr kommt (ETS II). Dann müssen Kraftstofflieferanten CO2-Zertifikate ersteigern, um ihre Emissionen zu decken. Das kostet Geld, deshalb werden die Preise steigen.
- Steigende Gasnetzkosten: Immer mehr Kund*innen verlassen das Gasnetz. Deshalb müssen immer weniger Verbraucher*innen die Kosten für die Infrastruktur tragen. Erste Stadtwerke haben deshalb angekündigt, ihre Netze stillzulegen (z.B. Augsburg und Mannheim)
Erdgasinfrastruktur ist eine riesige Fehlinvestition
- An der Nord- und Ostsee werden mit unserem Geld Häfen für die Anlieferung von Erdgas gebaut, die nicht annährend ausgelastet sind, uns aber mehrere Milliarden Euro kosten. Dieses Geld könnte man auch in erneuerbare Energien in Bürger*innenhand investieren.
- Die Gewinne der umstrittenen Erdgasprojekte in Borkum und in Reichling gehen an ausländische Firmen, während die geförderte Menge viel zu klein ist, um uns unabhängig von Importen zu machen
- Erdgasinfrastruktur führt oft zu einer Gefährdung der Umwelt: In Borkum ist das UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer bedroht, in Reichling wird direkt neben einem Naturschutzgebiet gebohrt und in Wilhelmshaven leiten Schiffe für den Erdgastransport unverdünnt Chlor ins Meer.
FAQ
Ist Erdgas besser fürs Klima als Kohle?
Wenn man nur die Verbrennung betrachtet, verursacht Erdgas etwa halb so viel CO2 wie die Verbrennung von Kohle (pro erzeugter Kilowattstunde Energie).
Erdgas kann aber klimaschädlicher sein als Kohle
- Methan-Leckagen (undichte Stellen an Leitungen oder Förderanlagen) führen dazu, dass Erdgas klimaschädlicher als Kohle ist (Wenn bei Förderung & Transport mehr als 3% des Methans entweichen). Denn Methan ist 30 mal klimaschädlicher als CO2 (über 100 Jahre betrachtet)
- LNG ist in einem 20 Jahres Zeitraum durchschnittlich sogar 33% klimaschädlicher als Kohle, durch Methan-Leckagen bei der Förderung, beim Transport und durch Energieverluste bei der Umwandlung
Lieber Erdgas in Deutschland fördern als Fracking Gas aus den USA importieren!
In Deutschland gibt es nur wenige Erdgasvorkommen. Selbst wenn wir sie alle nutzen, könnten wir damit nur 5 % unseres Erdgasverbrauchs decken (Sollten wir das gefährliche Fracking erlauben, wären es 15 %). Damit wären wir aber immer noch zu 85 % abhängig von Importen aus dem Ausland. Wer sich unabhängig von Importen machen will, sollte die Erneuerbaren Energien ausbauen.
Wir brauchen noch mehr Erdgaskraftwerke zur Versorgung bei der Dunkelflaute
Nein, wir haben genug. Im Winter muss die Stromversorgung in Deutschland eine Leistungsspitze von 70 GW abdecken. Aktuell haben wir 15 GW an Wasserkraft und Biomasse, 37 GW an Gaskraftwerken und 31 GW an Kohlekraftwerken (Gesamt: 83 GW). Reicht also. Wenn wir Dunkelflauten reduzieren wollen, brauchen wir Speicher, damit wir die Überschüsse (z.B. im Sommer) speichern können.
Wir brauchen eine regionale und sichere Energieversorgung!
Ja. Und das geht nur mit Erneuerbaren Energien in Bürger*innenhand – und nicht mit Erdgas.